Rezension

Ohne jeden Zweifel

Ohne jeden Zweifel - Tom Rob Smith

Ohne jeden Zweifel
von Tom Rob Smith

Bewertet mit 4 Sternen

Der 29-jährige Daniel wohnt in London, seine Eltern sind vor einigen Monaten auf einen Hof in Schweden gezogen. Eines Tages erhält er einen Anruf von seinem Vater: Seine Mutter Tilde musste in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Bevor Daniel ins Flugzeug steigen kann, ist seine Mutter schon bei ihm in London eingetroffen. Daniel ist ihre letzte Hoffnung, denn sie weiß: Ihr Mann versucht mit anderen Bewohnern der Gegend, ein Verbrechen zu vertuschen. Mit Hilfe von Beweisstücken erzählt sie Daniel streng chronologisch ihre Geschichte. Wie wird Daniel darauf reagieren? Gefühlvoll geschrieben, schonungslos offen und erst spät zu durchschauen ist dieser Thriller, der von der panischen Angst der Mutter, den Zweifeln ihres Sohnes und dem Unverständnis des Vaters lebt. Deshalb wundert es nicht, dass auch der Leser in seinem Urteilsvermögen schwankt und mal dem Vater, dann wieder der Mutter und zu guter Letzt dem Sohn Glauben schenkt. Ein verworrenes Geflecht aus Wahrnehmungen und Fakten, das vom Autor mit einem Gespür für menschliche Schwächen erzählt wurde und durch seine authentische Darstellung fesselt und berührt. Schon mit diesem Anfang schafft Tom Rob Smith eine Dramatik und eine verzwickte Situation, die kein Kind jemals erleben möchte. Wen soll man glauben und welchen Elternteil soll man trauen? Manchen wird die Spannung fehlen, obwohl diese gerade durch die Verunsicherung zum Reißen gespannt ist. Seltsam ruhig kommt der Thriller daher und es schleicht sich der ein oder andere Durchhänger durch, es entstehen Längen. Manchmal fällt die Spannungskurve, durch den schlichten Aufbau, nach unten und man muss sich bis zum Ende durchbeißen, sich etwas aufraffen um weiter zu lesen, da gerade die Erzählweise der Mutter, die  Geschichte erzählt, einen anfängt zu nerven. Doch das Ende belohnt einen, ist perfekt ausgeschlüsselt und beantwortet die kleinste Frage, was man nie für möglich gehalten hat. Es bricht mit Moralvorstellungen und bringt in einem Entsetzen herver, auch wenn es an mancher Stelle fast zu perfekt und versöhnlich erscheint und die Glaubwürdigkeit etwas angekratzt wird. In "Ohne jeden Zweifel" zeigt sich Tom Rob Smith von einer stilistisch anderen Seite als bei den drei zuvor veröffentlichten Romanen. Wer bei "Ohne jeden Zweifel" etwas Ähnliches wie diese erwartet, könnte eventuell enttäuscht werden. Ich fand diesen Thriller gelungen, spannend und ungewöhnlich konstruiert.