Rezension

Ohne Zoey ist alles so viel besser

House of Night - Verbrannt, 5 Audio-CDs - P. C. Cast, Kristin Cast

House of Night - Verbrannt, 5 Audio-CDs
von P. C. Cast Kristin Cast

Bewertet mit 2.5 Sternen

"Verbrannt" ist der siebte "House of Night"-Band des Mutter-Tochter-Gespanns P.C. und Kristin Cast. Wie schon die letzten drei Bände habe ich auch dieses als Hörbuch, gelesen von Marie Bierstedt, gehört und war nach den meiner Meinung nach absoluten Tiefpunkten der Reihe in Form von "Gejagt" (Band 5) und "Versucht" (Band 6) doch ganz positiv überrascht.

Zunächst aber ein paar Worte zum Inhalt: Nach Heath' Tod ist Zoeys Seele zerschmettert und in der Anderwelt gefangen. Während Neferet Kalona in die Anderwelt hinterher schickt, wo dieser sicherstellen soll, dass Zoey nicht zurückkehrt, versuchen ihre Freunde, allen voran ihr Krieger Stark, alles, um Zoeys Seele zurückzuholen...

Der Inhalt ist mal wieder recht knapp anzureißen, denn, sind wir ehrlich, in den "House of Night"-Büchern passiert grundsätzlich nie besonders viel. Auch dieses Mal ist die Frage, ob die präsentierte Handlung wirklich wieder einmal 600 Seiten oder, wie bei mir im Falle des Hörbuchs, sechseinhalb Stunden brauchte, um angemessen erzählt zu werden, absolut gerechtfertigt und ich kann sie nur beantworten mit: Ganz sicher nicht!
Die Autorinnen verhaspeln sich wie gewohnt ein wenig, wiederholen viel und gerne und, was mich wirklich stört, kramen aus jeder Ecke plötzlich noch mehr Mythen, Prophezeiungen und irgendwelches anderes Göttinnen-Zeug hervor. Was als Schule in den USA angefangen hat, ist mittlerweile in Venedig angekommen und ständig tauchen neue Weisheiten auf, die wieder alles über den Haufen werfen, mit der Zeit aber auch immer schlimmer zusammenfantasiert wirken. Wirklich Spaß machten mir diese teilweise einfach hanebüchenen Ideen irgendwann nicht mehr.

Damit verbunden ist auch das größte Problem, dass ich bei dieser Reihe immer wieder und auch im siebten Teil sehe: Sie führt zu nichts. Es gibt nichts als kleine Etappenziele, eine übergeordnete Handlung ist zwar mit Neferet und Kalona eigentlich da, wird aber nur sporadisch angegangen und ohnehin ändern die Autorinnen die Regeln ihrer Fantasy-Welt anscheinend nach Belieben. Jede zu minimalem logischen Denken fähige Leserin/Hörerin könnte sich mit der Zeit außerdem fragen, warum das alles so kompliziert abläuft. Wenn die gute Göttin Nyx doch ihre Vampyre mit allen nur erdenklichen Fähigkeiten ausstattet, sich Zoey zeigen kann und mit ihre redet – ja, warum braucht es dann eine Dichterin wie Kramisha, die durch die Gabe der Göttin die Prophezeiungen in wirren Worten niederschreibt? Warum müssen aus irgendwelchen Ecken immer neue, sinnlose Legenden hervorgeholt werden, wenn Nyx doch auch einfach mal die Zähne auseinander kriegen könnte?

Gelesen wird Kramisha – um jetzt zum sprachlichen Teil des Hörbuches zu kommen – von Marie Bierstedt übrigens mit einem unerträglich schwerfälligen Akzent, der mir ebenso wenig zugesagt hat wie ihre Versuche im Bereich des Schottischen. Weniger wäre bei der Aussprache hier häufig mehr – auch bei Zoeys durchgehend weinerlich klingender Stimmlage. Andersherum wäre beim allgemeinen sprachlichen Anspruch wie immer ein gewisses ‟mehr“ die deutlich bessere Wahl. Aber das ist nach mittlerweile bereits sechs Bänden sprachlicher Unterirdischkeit für niemanden mehr eine Überraschung und ich für meinen Teil rechne auch nicht mehr damit, dass die "House of Night"-Bücher jemals über den Wortschatz und den Satzbau eines Grundschülers hinauskommen werden – ganz zu schweigen von den vielen Füllworten und dümmlichen Ausrufen, wie "Oh, Himmel", "Oh, Göttin"... "Oh bitte, sei still!". Letzteres war natürlich weniger Teil des Hörbuchs, als viel mehr meine eigene Gedankenstimme, währenddessen.

Bis jetzt waren das alles Kritikpunkte, die kaum erklären können, warum ich diesen Band wieder besser fand, als die Vorgänger. Zu großen Teilen lag das ganz einfach an der Abwesenheit einer Person: Zoey, die ständig jammernde Ich-Erzählerin mit haufenweise selbstgemachten Männerproblemen, ist in der Anderwelt und damit abgesehen von einigen kleineren Gastauftritten fürs erste raus aus der Geschichte. Ein Segen. Dadurch kommen die stärkeren Nebencharaktere auch viel deutlicher zur Geltung. Insbesondere Stark, aber auch Aphrodite oder Stevie Rae sind einfach viel ausgeglichenere Protagonisten, die meine Nerven nicht im Mindesten so strapazieren wie Zoey es für gewöhnlich tut. Gut, bedauerlicherweise, setzen Zoeys Freunde alles daran, ihre Abwesenheit zu beenden, indem sie ihre zersplitterte Seele (übrigens ziemlicher spiritueller Unfug, der mir als Teil der Idee dieses Bandes gar nicht gefallen hat) in die reale Welt zurückholen. Für mich, nachdem ich festgestellt habe, wie angenehm ein "House of Night"-Buch mit wenig Zoey-Gequängel sein kann, nicht unbedingt die beste Entwicklung, aber doch ganz spannend erzählt und – was soll man machen? - "House of Night" muss ja noch weitergehen, immerhin fehlen noch fünf Bände....

Fazit: Es ging bergauf. Nicht sprachlich, da ist "Verbrannt" schwach wie man es von "House of Night" gewöhnt ist. Auch nicht was die Idee der Geschichte angeht, die wird immer konfuser. Aber die Charaktere waren ansprechender und die Handlung ganz spannend. Knappe 3 Sterne.