Rezension

"Okay, aber Dosensuppe kann einen wenigstens nicht anrufen!"

Schlecht aufgelegt - Sven Stricker

Schlecht aufgelegt
von Sven Stricker

Ein Buch für alle, die auch über sich selbst lachen können - Sven Stricker hält so schön charmant dem Leser unbemerkt den Spiegel vor!

Hach, ist das herrlich! Paul mag seinen Job nicht. Allerdings mag Paul sehr viel nicht. Auch Menschen. Besonders Menschen. Und ausgerechnet Paul arbeitet bei der Auskunft von T2 und muss Kuli, den Neuen und endlos positiven, freundlichen Ruhrpötter, einlernen. Und natürich passiert ausgerechnet dann und genau diesen beiden etwas völlig Ungewöhnliches und Abwegiges: sie werden Ohrenzeuge eines üblen Streits zwischen einem Mann und einer Frau. Sie rufen später zurück, die Frau regt sich auf, warum denn niemand käme. Und so machen sie sich auf den Weg zu Lisa Gerhard, die eigentlich dachte, die Polizei angerufen zu haben. Sie ist reichlich lädiert, ebenso die Einrichtung ihrer edlen Wohnung. Sie hat eine gebrochene Nase und eindeutig einen Kampf hinter sich - wohl mit diesem Henning, den Paul und Kuli am Telefon gehört haben. Der ewig positive Kuli lässt eine Visitenkarte liegen, weil er Lisa helfen möchte, ihren Flachbildfernseher günstig reparieren zu lassen. Aber am nächsten Tag ist Lisa tot ....!

Ganz viel Blödsinn, ganz viel Slapstick - aber auch sooooooo viel Wahrheit findet sich in diesem herrlich schrägen Buch. Es ist unfassbar komisch, wenn man die Tatsachen mit den Augen von Sven Stricker sieht. Nein, ein Mord ist nicht komisch oder witzig - aber es geht ja auch nicht NUR um den Mord an Lisa. Es geht auch um Paul, der von seiner Jugendliebe verlassen worden ist und der sie, aber noch mehr seine kleine Tochter Luna vermisst. Es geht um Kuli, der ein treudoofer Typ ist, der mit seiner positiven Art dem Leben ein wenig Glück abtrotzen möchte. Es geht um Freundschaft, es geht um Liebe, es geht um Vertrauen, es geht um Kollegen, es geht um Midlifecrisis, es geht um so endlos vieles! Warum das nicht in schlaue, intelligente, witzige Sätze packen? Zumal diese Sätze nicht einfach nur albern sind, sondern des Pudels Kern so herrlich treffen. Beispiel gefällig? „Er hatte medizinisch gesehen nicht viel Ahnung, aber dass die Nase zum Fenster zeigte, während Lisa Gerhard in ihre Richtung schaute, das schien ihm definitiv nicht korrekt zu sein.“

Es macht Spaß, Paul und Kuli durch Berlin zu folgen, mit ihnen den Mörder von Lisa Gerhard zu stellen und mitzuerleben, wie sie sich in wenigen Tagen beide weiterentwickeln, reifer werden – ohne von ihrem Charme zu verlieren.

Abschließend bleibt nur noch zu sagen: hoffentlich gibt es bald noch mehr von Sven Stricker zu lesen. Ganz gleich, ob er Kuli und Paul weitere Abenteuer bestehen lässt oder uns neue (berliner) Urgesteine vorstellt – Hauptsache, ihn überfällt die Schreibwut und Rowohlt ist so schlau, das dann fix in gedruckter Form auf den Markt zu bringen!

Von mir eine absolute Leseempfehlung mit glänzenden fünf Sternen für Humor, Herz, Spannung, Sprachwitz und Philosophie!