Rezension

On the Road - die klingende Reizüberflutung

On the Road - Jack Kerouac

On the Road
von Jack Kerouac

Bewertet mit 5 Sternen

Sie sind immer unterwegs, auf Trips durch den amerikanischen Kontinent. Sie berauschen sich an der Natur, an Drogen, am Jazz, am Sex. Atemlos erzählt Jack Kerouac in seinem autobiografischen Roman von der Suche nach dem Glück, nach Freiheit,nach der großen Liebe, nach der ultimativen Party..

On the Road - Urfassung

On the Road ist ein Soundtrack im Buchform, eine wilde Hommage auf das Leben auf der Straße und dazu der Drogen, dem Sex, dem Jazz, der Literatur, dem ekstatischen Treiben auf der Suche nach einem tieferen Sinn.

Entstehungsgeschichte

Jack Kerouac schrieb diesen Text, der 1957 veröffentlich wurde, in 20 Tagen auf eine fast 40 Meter lange Papierrolle Fernschreiberpapier. Der Grund dafür war, dass er seinen Schreibfluss nicht unterbrechen wollte, die Wörter sollten fließen. Die erste veröffentliche Fassung dieses autobiographischen Werkes, enthält Pseudonyme, Kürzungen und Überarbeitungen, erst 2007 wurde das Werk mit den originalen Namen in seiner ursprünglichen Form herausgegeben. Diese sogenannte Urfassung ist Gegenstand dieser Rezension.

Handlung

Der Erzähler Jack Kerouac reist in den späten 40er- und frühen 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts mit seinem Freund Neal Cassidy durch die Vereinigten Staaten und Mexico. Sie benutzen verschiedene Verkehrsmittel, feiern in Städten wie New York, Denver oder San Francisco, lernen viele Menschen mit ihren Anekdoten, Biographien und Geschichten kennen und suchen nach einem Sinn des Lebens. Sie sind Outlaws, Außenseiter, die verrückt nach Empfindungen sind, die das Leben spüren wollen, die von der Norm abweichen. 
Neal Cassidy ist der wildeste und verrückteste Mensch, den Jack jemals getroffen hat. Er sagt: "[...] denn die einzigen  Menschen, die mich interessieren, sind die Verrückten, die verrückt reden, und alles auf einmal wollen, die nie gähnen oder Phrasen dreschen, sondern wie römische Lichter die  ganze Nacht lang brennen, brennen, brennen."
Und so verfolgen wir den Weg der beiden Protagonisten auf der Straße und wir treffen ihre Frauen und Freunde, flüchtige Bekanntschaften, Bettler, Huren, Musiker, Schriftsteller, Arbeiter etc. Es gibt keinen großen Handlungsstrang, der Leser reist in grotesker Geschwindigkeit von Geschichte zu Geschichte, es gibt keine Pausen auf der Suche nach etwas, dass man nicht finden, sondern nur kreieren kann, einen Sinn des Lebens.

Sprache

Der Prosa-Sound von Kerouac ist rasant und spontan, wie ein Jazz-Stück. Gleichzeitig ist er unkitschig-lyrisch und manche Stellen, sind zum Zunge schnalzen schön geschrieben.
"Wir sprangen in die warme, irre Nacht heraus und hörten einen wilden Saxophonisten, der sein Instrument quäken ließ [...] und Hände klatschten den Beat mit und Leute riefen 'mehr, mehr, mehr!' [...] Hinter dem Club lehnten jenseits der verdreckten Toiletten in einem dunklen Durchgang Dutzende von Männern und Frauen an den Wänden, tranken Schnaps mit Wein und spuckten in die Sterne."

Wirkung

'On the road' ist eines der verrücktesten, provokantesten und gefeiertsten Werke der modernen amerikanischen Literatur. Außenseiter, die das konventionelle Leben nicht ertrugen gab es schon immer, aber selten wurde es so authentisch und atemlos erzählt.

Fazit

Das Buch ist eine anspruchsvolle Lektüre, da es keinen stringenten Handlungsstrang gibt, man fährt durch das Buch, wie Neal Cassidy und Jack Kerouac durch die Welt. Es tauchen viele Personen und Namen auf, die sofort wieder verschwinden, eine tauchen zufällig später noch einmal auf. Es geht auch um Drogen und Sex (auch homosexuelle Erfahrungen werden verarbeitet), weshalb das Buch nicht für jedes Alter unbedingt empfohlen ist.
Ich persönlich denke, dass das Buch jedem eine Freude sein wird, der sich für lyrische Prosa begeistern kann bzw. vom verrückten, unkonventionellen Lebensstil und dem Leben auf der Straße dieser Vertreter der sogenannten 'Beat Generation' begeistert ist.