Opulenter Ausschnitt aus den Leben von Alma Mahler, Paul Kammerer und Oskar Kokoschka
Bewertet mit 5 Sternen
"Die Zeit ist keine Gerade, sondern ein Ring, sie sind alle hier und begegnen einander, lieben einander, verlieren sich aus den Augen, sterben und begegnen einander erneut."
Weil ich gerade Seethalers Buch über die letzte Reise des todkranken Dirigenten und Komponisten Gustav Mahler gelesen habe, bin ich auf seine Ehefrau Alma, anscheinend eine Femme Fatale in der Wiener Gesellschaft der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, aufmerksam geworden und wollte gerne mehr wissen. Es gibt etliche Biografien, aber zuerst fiel mir das Buch mit dem seltsamen Titel 'Krötenliebe' in die Finger.
Es ist nicht Alma Mahler, die hier die Hauptrolle spielt, sondern dem Leben und den Leidenschaften des experimentellen Biologen und Epigenetikers Paul Kammerer und des Malers Oskar Kokoschka wird ebenso viel Raum gegeben.
Wie in einem Kaleidoskop – so sagt es die Autorin selbst – erfahren wir aus Bruchstücken, unterschiedlichen Perspektiven und in allerlei Zeitsprüngen vom Leben und Lieben dieser drei Personen und das in einer außergewöhnlich opulenten, bildhaften Sprache. Ganz nebenbei erfährt man einiges über das skandalträchtige Leben der Alma Mahler und die Irrungen und Wirrungen, die sie bei den Männern anrichtet. Auch über Kammerers Experimente, in denen er Darwin zu widerlegen versuchte, schreibt die Autorin in leicht verständlicher Art und Weise. Seine Beschäftigung mit Kröten erkärt den eigenartigen Titel.
Am Ende des Buches findet man tabellarische Lebensläufe der drei Hauptpersonen.
Wer es nicht scheut, nur biografische Bruchstücke zu erfahren, wen Zeitsprünge nicht stören und wer eine äußerst reichhaltige Sprache ohne 'Verdauungsprobleme' ;-) überstehen kann, wer sich zudem für diese Zeit interessiert, für den könnte dieses Buch ein großer Genuss und eine literarische Entdeckung sein.