Rezension

Originell, skurril, intelligent – vielleicht etwas zu viele Handlungsstränge

Am Abgrund lässt man gern den Vortritt -

Am Abgrund lässt man gern den Vortritt
von Jörg Maurer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieser Krimi hat mir ausnehmend gut gefallen: skurril, inhaltlich und sprachlich originell, anfangs verwirrend viele Handlungsstränge

Ein Zufall, dieser 10. Band einer Reihe, aber ein Glücksfall für mich. Dieser sog. Alpenkrimi hat mir so gut gefallen, dass ich demnächst die ganze Reihe (inzwischen 13 Bände) mit Kommissar Jennerwein lesen werde, beginnend mit Band 1.

Eigentlich ist er im Sabbatical und auf dem Weg nach Schweden, der Kommissar aus einem bairischen 'Kurort', dessen Name nie genannt wird. Doch 'uneigentlich' kehrt er heimlich zurück, weil er wegen eines Verschwundenen von dessen Frau um Hilfe gebeten wird.

Und nun zieht der Autor alle Register: anfangs verwirrende Handlungsstränge, rätselhafte Passagen, originelle Personen, zunehmende Spannung, eine Prise Humor und eine Sprache, die beim Leser Bilder hervorruft: 'die träge dahin brodelnde Lichtersuppe der Stadt' (eBook 190), auch mal kritisch: 'vorgestanzte Freundlichkeitsfloskeln' (eBook 192) oder gar bissig: "Feingeisterei und Intellektualität sind immer eine hervorragende Tarnung für kriminelle Machenschaften.' (eBook 357)

Zum Ende hin wird es immer rätselhaft und spannender und endet – ganz klassischer Krimi – mit viel Action. Auch wenn es vielleicht zu viele Handlungsstränge waren (darüber kann man streiten), so muss man dem Autor zugute halten: alles wird am Ende aufgelöst und selbst die kleinsten Fragen werden noch geklärt.

Ich habe das Buch mit einem Schmunzeln, aber auch mit Bedauern zugeklappt und freue mich schon auf ein Wiedersehen mit Kommissar Jennerwein und seiner Truppe.

P.S. Noch eine originelle Idee des Autors: Der 10. Fall hat vor jedem Kapitel einen Mini-Exkurs über alles, was mit der Zahl 10 zu tun hat, sehr informativ und interessant.