Rezension

Originell und amüsant

Ein bisserl schimpfen ein bisserl räsonieren -

Ein bisserl schimpfen ein bisserl räsonieren
von Stefan Franke

Bewertet mit 5 Sternen

Stefan Franke hat in seinem Buch "Ein bisserl schimpfen, ein bisserl räsonieren" Leserbriefe aus der Rubrik "Klaghansl" der Zeitung "Wiener Hausfrau" zwischen 1909 und 1915 zusammengetragen und in 11 Rubriken von "Hygiene und Sauberkeit" über "Dienstpersonal und Haushaltshilfen" bis zu "Kaffeehäuser und Restaurants" unterteilt.

Ob Klagen über den Sittenverfall der Jugend, verunreinigte öffentliche Verkehrsmittel, Müll auf der Straße, knisternde Konfektverpackungen im Theater oder Klavierspielen in der Mittagszeit - schnell wird klar, dass sich an vielen grundlegenden Themen, die Anlaß zur Beschwerde geben, in den letzten 100 Jahren wenig geändert hat. Im Gegensatz zu heute ist der Tonfall in den Leserbriefen, die hier ausgewählt wurden, jedoch deutlich gemäßigter und durchweg höflich, und vielfach wird mit einer Prise Humor und gehobener Ausdrucksweise auf die Missstände hingewiesen.

Dieses Buch hat mich auf sehr unterhaltsame und teilweise skurrile Weise in die Zeit meiner Urgroßeltern zurückversetzt, und ich musste bei der Lektüre sehr oft schmunzeln. Ganz nebenbei habe ich nicht nur viele Wiener Vokabeln, sondern auch noch einiges über den Alltag in der damaligen Zeit gelernt.

Aufgrund der liebevollen Gestaltung des Büchleins eignet sich dieses auch ganz hervorragend als Geschenk.