Rezension

Paradise Lost - ... an die sich Vers und Prosa nie gewagt

Das verlorene Paradies - John Milton

Das verlorene Paradies
von John Milton

Bewertet mit 4 Sternen

John Miltons episches Gedicht aus dem Jahre 1667 erzählt die Geschichte des gefallenen Engels Luzifer und seine Rache an dem Allmächtigem in dem er Adam und Eva zum Sündenfall verführt. Das Buch ist in 12 "Gesänge" (Kapitel, Bücher) unterteilt und in Versform geschrieben. Der Fokus liegt auf der Schöpfungsgeschichte und enthält stellenweise viel Loblied auf den "Schöpfer" und ist verständlicher Weise von religiöser Natur.

"Das verlorene Paradies" ist kein Buch zur Unterhaltung, welches man mal eben runterlesen kann. Ich konnte es nur Stück für Stück lesen, wobei ich mich quasi von "Gesang" zu "Gesang" vorgearbeitet habe. Warum habe ich es aber mit Miltons Werk versucht? Die Sprache und der Hintergrund von "Das verlorene Paradies" haben mich sehr interessiert und nach einem kurzen Durchlesen, um zu testen, ob ich mit der Schreibart klar kam, war es für mich kein Problem dem Inhalt zu folgen. Dennoch muss man sich konzentrieren und bewusst die Verse lesen.

Der erste Gesang (das erste Kapitel) dieses Buches war für mich persönlich ein richtiges Highlight, wobei alle Gesänge / Kapitel sprachlich ein äußerst hohes Niveau vorweisen. Der Fall des Satans ist faszinierend und wortgewaltig beschrieben und zog mich sofort in den Bann. Auch die darauf folgenden Gesänge, als Satan die Hölle verlässt, lösten bei mir Faszination aus. Faszination, da ein Autor aus dem 17ten Jahrhundert es bis heute schafft mit seiner Sprache, gewaltigte Bilder zu schaffen.

Je mehr man sich jedoch dem Sündenfall nähert, Adam&Eva, der Schöpfung, desto mehr ließ bei mir das Interesse nach, was vermutlich daran liegt, dass die "Story" bekannt ist und an die Bibel erinnerte. Die letzten Gesänge fallen einem deutlich schwerer zu lesen, als es am Anfang noch der Fall war, auch vermutlich weil man Stil einfach nicht gewöhnt ist. Dennoch finde ich, dass es sich lohnt sich an dieses Werk zu wagen, auch wenn meine Lesefreude eher bei den ersten Kapiteln lag und zum Ende deutlich abnahm.

Die Ausgabe selbst ist sehr schön und mit Illustrationen von Gustav Doré versehen. Hinter jeder Zeichnung stand eine Zeile auf die sich das Bild vermutlich bezieht, was mir persönlich sehr gefallen hat. Mein Fazit: Wer mit der Versform und alter Sprache nichts anfangen kann, sollte dieses Werk lieber meiden. Klassikerliebhaber und Leser, die ihren Lesehorizont erweitern wollen, finden in "Das verlorene Paradies" sicherlich ein literarisches Schmuckstück.

"Besser ist der Hölle Herr, als des Himmels Sklave."