Rezension

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** Paranoid oder Psycho-Terror? **

Sag, dass du mich liebst - Joy Fielding

Sag, dass du mich liebst
von Joy Fielding

Bewertet mit 4 Sternen

Der Name Joy Fielding sagte mir vor dem Lesen dieses Psycho-Thrillers zwar schon etwas, aber ich hatte bislang keines ihrer Werke gelesen. Als ich mich im Nachgang des Lesens über Frau Fielding informierte, staunte ich nicht schlecht: Die Gute wird im kommenden Jahr immerhin schon 70 Jahre alt! Nicht, dass ältere Autoren keine guten Bücher schreiben könnten, aber diese Tatsache überraschte mich dennoch etwas. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat die Autorin zahlreiche Thriller und Psycho-Thriller veröffentlicht und sich so als feste Größe in den Bestsellerlisten etabliert.

 

Was für viele Leser interessant sein dürfte: Bei den Büchern dieser Autorin handelt es sich nicht um zusammenhängende Werke, sondern um eigenständige Storys. Es ist daher irrelevant, in welcher Reihenfolge man die Bücher von Joy Fielding ggf. lesen möchte. Ich war zumindest froh, dass mir dadurch kein „Vorwissen“ fehlte.

 

„Sag, dass du mich liebst“ machte mich schon aufgrund der Inhaltsangabe neugierig. Außerdem wird mein Interesse immer sofort geweckt, wenn es sich nicht „nur“ um einen Thriller, sondern gleich um einen Psycho-Thriller – wie bei diesem Buch - handelt. Da ich zurzeit viel Zeit zu Lesen habe, hatte ich den fast 450 Seiten starken Roman binnen weniger Tage durch. Dies lag aber natürlich nicht nur daran, dass ich krankheitsbedingt aktuell mehr Zeit habe. Auch der flüssige und spannende Schreibstil von Joy Fielding sorgten dafür, dass ich das Buch nur schwer wieder aus der Hand nehmen konnte. Auch nach einer Leseunterbrechung war es sofort möglich, wieder mitten in der Story zu sein. Hier hat die Autorin meiner Meinung nach also schon einmal gute Arbeit geleistet.

 

Im Grunde beginnt die Story recht zügig mit dem Überfall auf die Privatermittlerin Bailey Carpenter. Während einer nächtlichen Observierung wird sie hinterrücks angefallen, zusammengeschlagen und brutal vergewaltigt. Da ihr direkt ein Kopfkissenbezug übergestülpt wurde, kann sie nahezu keine Angaben über den Täter machen. Einzig die Schuhe konnte sie erblicken, dazu einen ungefähren Körperbau, sowie den Geruch nach Mundwasser wahrnehmen.  Der Täter flüsterte ihr während der Vergewaltigung „Sag, dass du mich liebst“ ins Ohr, was den Titel dieses Thrillers darstellt und der Hauptprotagonistin ständig ins Gedächtnis gerufen wird.

 

Die Erzählersicht ist hier meiner Meinung nach optimal gewählt worden: Bailey Carpenter erzählt aus ihrer Sicht von den Geschehnissen, von ihren Ängsten, Alpträumen, Sorgen. Ich denke, das Buch wäre aus einer anderen Sicht bei Weitem nicht so „greifbar“ geworden, wie es hier geschehen ist. Natürlich – und zum Glück – werden die allerwenigsten wissen, wie man sich nach einem solchen Überfall fühlt. Ich hatte beim Lesen jedoch den Eindruck, als könnte ich gut nachvollziehen, wie sich Bailey fühlt und warum sie so denkt, wie sie es tut. Ich glaube, nach einem solch schlimmen Ereignis, ist es schwer, wieder den Weg zurück ins „normale“ Leben zu finden und nicht ständig in Angst zu leben. Natürlich dachte man während des Lesens hin und wieder auch, dass sie tatsächlich paranoid sein könnte und sie der Vorfall verrückt gemacht hätte. Aber hat sie nicht vielleicht sogar allen Grund dazu?

 

Ein Großteil des Buches dreht sich um die Suche nach dem Vergewaltiger und die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Bailey und ihrer Halbschwester Claire. Zu dieser hat Bailey im Grunde erst durch den Überfall gefunden, denn eigentlich herrscht zwischen den insgesamt sieben Geschwistern aufgrund eines Erbstreits Sendepause. Bailey ist froh, dass sich Claire um sie kümmert und sie somit auch nicht ständig alleine sein muss. Als die beiden Frauen durch ein Fernglas im Hochhaus gegenüber einen Mann erblicken, der grob auf die Beschreibung des Täters passt und der sich merkwürdig verhält, werden sie hellhörig. Könnte dieser Mann der Vergewaltiger sein? Als sich in besagter Wohnung komische Dinge abspielen ist sich Bailey sicher: Dieser Mann muss der Täter sein. Und so erwacht ihr Spürsinn als Privatermittlerin wieder und sie versucht mehr über den ominösen Fremden herauszufinden. Ein gefährliches Spiel, wie Bailey bald zu spüren bekommt…

 

„Sag, dass du mich liebst“ fesselte mich im Grunde von der ersten bis zur letzten Seite. Binnen weniger Tage hatte ich den Psycho-Thriller ausgelesen und wurde während dieser Zeit gut unterhalten. Nach einer eingelegten Lesepause kam ich immer wieder direkt in die Story rein. Hin und wieder musste ich kurzzeitig überlegen, von wem nun die Rede ist, denn die Nebencharaktere kamen in dieser Geschichte nur selten vor. Das Hauptaugenmerk lag auf Bailey, Claire und noch drei weiteren Personen. Das Buch war sowohl spannend, als auch interessant geschrieben. Der Überfall zu Beginn, sowie das Finale des Thrillers waren ohne Frage die nervenaufreibendsten Passagen.

 

Zwar wurde dieses Werk von Joy Fielding zu keiner Zeit langweilig und enthielt zum Schluss ein paar überraschende Wendungen parat, aber zwischen den Spannungsspitzen zu Beginn und zum Ende hin, hätte ich mir noch ein wenig mehr Nervenkitzel gewünscht. Ein Buch, welches ich dennoch definitiv weiterempfehlen würde und bei dem ich das Lesen nicht bereue. Ich könnte mir zudem durchaus vorstellen, auch weitere Bücher der Autorin zu lesen.