Rezension

Erwartungen werden in manchen Bereichen nicht erfüllt

Sag, dass du mich liebst - Joy Fielding

Sag, dass du mich liebst
von Joy Fielding

Bewertet mit 4 Sternen

Bailey Carpenter ist eine private Ermittlerin und wird eines Tages bei einem Arbeitseinsatz vergewaltigt. Den Täter kann sie nicht identifizieren und allgemein nur wage Beschreibungen über ihn abgeben, die auf ungefähr jeden zweiten Mann in Miami zutreffen. Dementsprechend schwierig ist es natürlich auch, einen Täter zu finden. Seit der Vergewaltigung kreist der Satz des Täters "Sag, dass du mich liebst", in Baileys Kopf herum und lässt ihr keine Ruhe mehr. Sie leidet psychisch sehr stark unter diesem Ereignis und hat regelmäßige Panikattacken und Albträume. Problematischerweise kann die Polizei ihr nicht helfen, weil Bailey selbst einfach zu wenig vom Täter weiß,um ihn eindeutig zu erkennen, weshalb Bailey nach längerer Zeit wieder mit eingenen Ermittlungen anfängt. Dummerweise stößt sie dabei auf so abstruse Geschehnisse, dass sie bei der Polizei immer mehr an Glaubwürdigkeit verliert...

Das Cover selbst ist ein richtiger Blickfang meiner Meinung nach und kann gar nicht genug gewürdigt werden! Die Kontraste der Farben ergänzen sich perfekt und machen Lust auf mehr.

Der Schreibstil gefiel mir äußerst gut. Fielding versteht einfach, wie man die Gefühlslage von Menschen beschreibt. Ich selbst habe förmlich mit Bailey gelitten, als sie nach der Vergewaltigung in einem tiefen Loch versank. So etwas wünsche ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind!
Auch ihre Entwicklung und die Verarbeitungsprozesse dieser Tat werden sehr gut und nachvollziehbar dargestellt. Machmal allerdings leider schon beinahe zu gut, da sich vor allem der Mittelteil des Buches ziemlich in die Länge zieht.

Mit Bailey selbst konnte ich mich - glücklicherweise - nie identifizieren, aber komischerweise auch nie so richtig sympathisieren. Dafür ist mir ihre Nichte Jade richtig ans Herz gewachsen! Denn das ist noch ein weiteres Problem in Baileys Familie: ihre Halbgeschwister sind von ihrem Vater enterbt worden und wollen nun aber ordentlich Kohle sehen. Bailey leidet unter der Trennung, auch wenn sie ihnen kein Geld geben will. Durch die Vergewaltigung kommt sie aber einem Teil ihrer Halbgeschwister - und so auch Jade - näher.

Ich selbst hatte die ganze Zeit über keine Ahnung, wer der mutmaßliche Täter ist, aber hatte immer ein paar Vermutungen, wer es nicht sein könnte. Mit dieser Frage setzt man sich als Leser automatisch auseinander, weil Bailey irgendwann beginnt, beinahe alle Männer in ihrem Umfeld zu verdächtigen. Am Ende kommt auch raus, wer es war, was ich allerdings sehr enttäuschend finde. Ich hätte mir ehrlich gesagt mehr von Fielding erhofft und gedacht, dass sie das besser lösen würde, weil ich die Umsetzung nicht unbedingt so gut fand.

Dennoch gibt es zum Ende hin eine Wendung, die mich sehr schockiert hat. Auf diese möchte ich aber nicht weiter eingehen, um niemandem die Leselest zu nehmen.

Insgesamt sind das für mich gute vier Sterne. Es ist kein Psychothriller, bei dem sonderlich viel Spannung aufkommt, aber da man enorm viel über die Psyche des Menschens erfährt und dazu auch noch der Schreibstil von Fielding sehr gut gelungen ist, gebe ich dem Buch wohlverdiente vier von fünf Sternen! :)