Rezension

Philosophisches Buch über den zweiten Weltkrieg

Die Auswerterin
von Elk von Lyck

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch hat drei Handlungsstränge. Der erste und wichtigste ist die Diskussion zwischen Emily und Arthur Harris, den diese mit einer Pistole in Schach hält, bis sie ihr Ziel erreicht hat. Im zweiten Strang fliegt Walker, ein Aufklärungspilot, nach Deutschland, um dort Fotos von Rüstungsfabriken und ähnlichem festzuhalten. Und der dritte Strang ist zugleich auch der traurigste: Es geht um Jacques, der eigentlich Josua hält, und schließlich umgesiedelt werden soll. Viel mehr kann ich nicht über den Inhalt verraten, da sonst die ganze Spannung weg wäre.
Die Auswerterin ist ein Buch, das man sowohl in die Kategorie Historischer Roman/historische Novelle als auch philosophischer Text einordnen kann. Es stellt eine interessante Frage: Was wäre, wenn die Alliierten von den KZs gewusst hätten? Oder eher: Wie war ihr Verhalten ob dieses Wissens? Die KZ- und Deportations-Thematik ist hier von einer ganz anderen Seite dargestellt, was ich durchaus interessant finde. Auch die Gedanken, die Emily sich macht und auch Harris' Antworten und eigene Gedanken sind stimmig und schlüssig geschrieben. Ein in sich rundes Buch, das eine schwere Thematik auffasst.
Nur am Anfang hatte ich das Gefühl, der Autor brauchte seine Zeit, um sich in die Geschichte hineinzuschreiben. Insbesondere die vielen technischen Beschreibungen waren mir persönlich zu viel. Das Buch konnte mich somit erst später fesseln und in seinen Bann ziehen. Dabei war es gerade Emily, die mich mit ihren Gedanken interessiert und auch gebannt hat. Eine einfache junge englische Frau mit so unglaublich detaillierten philosophischen Gedankengängen? Am Anfang fand ich es unlogisch, dass eine einfache Auswerterin, also von niedrigem Rang, sich solche Gedankenkonstrukte zusammenbaut und auch an solche geheimen militärischen Informationen kommt, die über ihre Arbeit hinausgehen. Jedoch kriegt der Autor es hin, dass sich diese Fragen im Verlauf der Geschichte zum Großteil wieder geben. Leichte Zweifel blieben mir jedoch immer noch.

Fazit

Wer sich für philosophische Gedankengänge angesichts des immer noch großen Themas zweiter Weltkrieg, KZs und Deportation interessiert, wer sich auch für die Frage nach der Wahrheit und sozusagen zwei Seiten einer Medaille interessiert, der kann hier beruhigt zugreifen. Das kleine Buch birgt interessante Gedankengänge, stimmige Protagonisten und spannende Fragestellungen.