Rezension

Poetisch

So tun, als ob es regnet - Iris Wolff

So tun, als ob es regnet
von Iris Wolff

Bewertet mit 4 Sternen

Ein junger Soldat in den winterkalten Karpaten. Ein Mädchen, das sich die Uhrzeit jedes Sonnenaufgangs notiert. Ein Sohn, der sich frei fühlt, obwohl sein Land mit Willkür regiert wird. Und eine Frau, die sich ein wenig im eigenen Leben verlaufen hat. Von diesen vier Figuren erzählt Iris Wolff in ihrem neuen Roman. Die vier Geschichten hängen lose zusammen, aber immer nah genug, damit man sich orientieren kann.

Mir haben besonders die ersten beiden Teile des Romans sehr gut gefallen. Die Gedanken zur Sinnlosigkeit des Kriegs und an den liebenswert sonderbaren kleinen Bruder zu Hause haben mich berührt. Die Dynamiken unter den Schwestern und die „Gesellschaft der Schlaflosen“ in der zweiten Geschichte waren schön beschrieben. Dazu spürt man eine Liebe zur Natur, sei es im verschneiten Wald oder im üppigen Gemüsegarten des Großvaters.

Die dezente Verbindung zwischen den Geschichten gefiel mir. Auch, dass immer ein wenig Politik und Zeitgeschehen zwischen den Zeilen eingestreut war. Nur bei der letzten Geschichte hat es mich ein bisschen verloren. Ich hätte mir gewünscht, dass der Bogen in die Vergangenheit deutlicher geschlagen worden wäre und hätte dafür auf ein bisschen Nabelschau der Protagonistin verzichten können.

„So tun, als ob es regnet“ ist ein leiser kleiner Roman, der vor allem mit seiner Sprache begeistert. Melancholisch, ruhig und einfach so schön geschrieben. Wer Wollfs „Die Unschärfe der Welt“ mochte, wird auch dieses Buch gerne lesen.