Rezension

Poetsich erzählter politischer Roman mit Schwächen

Zwischen Himmel und Erde -

Zwischen Himmel und Erde
von Yara Rodrigues Fowler

Im Mittelpunkt von "Zwischen Himmel und Erde" stehen Melissa und Catarina, zwei junge Frauen brasilianischer Herkunft, die sich eine Wohnung in Mile End, London, teilen. Im Januar 2016 treffen sich beide zum ersten Mal, und während sich die politischen Unruhen in Brasilien und Großbritannien ausbreiten, werden sie zu Freundinnen. Catarina stammt aus einer bekannten politischen Familie in Olinda, Brasilien, und wächst im Schatten ihrer toten Tante Laura auf. Melissa, die aus Südlondon stammt, wird von ihrer Mutter und einer Gruppe von Großmüttern erzogen. Ein großer Teil des Buches ist dem Rückblick auf ihr früheres Leben gewidmet – Catarinas in Brasilien und Melissas in Tooting. Ihre Geschichte führt einen über Kontinente und Generationen hinweg – von der Wahl Lulas über die Londoner Unruhen bis hin zu den dunkelsten Jahren der brasilianischen Militärdiktatur.

Das Hauptproblem, das ich mit "Zwischen Himmel und Erde" habe, ist die Art und Weise, wie die an sich spannende und interessante Geschichte über Revolution, Liebe, Politik und Geschichte erzählt wird bzw. die Wahl der stilistischen Mittel konnte mich beim Lesen nicht wirklich überzeugen und ist somit der Wirkung der Geschichte eher abträglich.
Obwohl durchaus stimmungsvoll und eindrücklich beschrieben, bleiben die handelnden Charaktere in ihrer Beschreibung teils etwas blass. Im Mittelpunkt des Romans stehen eindeutig die politischen Geschehnisse in Brasilien und Großbritannien.
Der poetische Schreibstil und der Einbau von Rezepten, Liedern und Textpassagen in Portugiesisch innerhalb der Erzählstruktur sorgen anfangs noch für atmosphärisches und schnelles Eintauchen in die Handlung, doch mit zunehmender Romanlänge wirken dies eher gezwungen und konstruiert.
Zudem wird durch die wenig überzeugende sprachliche und stilistische Gestaltung des Romans wird nicht so richtig klar, was die Autorin den Leser*innen eigentlich insgesamt sagen will. So blieb "Zwischen Himmel und Erde" für mich irgendwo zwischen einem politischen und experimentellen Roman stecken, ohne eines von beiden so richtig zu sein. Beigetragen zu meinem zwiespältigen Eindruck hat auch, dass an manchen Stellen die politischen Ereignisse zu sehr im Vordergrund standen, wodurch die Figuren in den Hintergrund rückten und letztendlich nur als Vehikel dienten, um das vergangene und gegenwärtige politische Klima in Großbritannien und Brasilien diskutieren zu können.

Wer sich für Brasilien und dessen Geschichte und Politik interessiert sowie experimentelleren und nicht linearen Erzählungen gegenüber aufgeschlossen ist, wird sicherlich Gefallen an "Zwischen Himmel und Erde" finden.