Rezension

Profiler der Spitzenklasse

Broken Dolls - James Carol

Broken Dolls, 2 MP3-CDs
von James Carol

Bewertet mit 4 Sternen

In London geht ein Serientäter um. Er hat es auf Frauen abgesehen. Diese werden allerdings nicht getötet, sondern ihr Gehirn wird zu geistlosem Matsch verarbeitet, der sie zu einem Leben als seelenlose Hülle zwingt. Die Polizei weiß nicht weiter und zieht Jefferson Winter hinzu. Der ehemalige FBI-Agent gilt als hervorragender Profiler und ist als Sohn eines Serienmörders bekannt.

Es ist kalt und trist. Über die britischen Inseln hat sich der Winter gelegt, der den Menschen durch die grausamen Taten eines Serientäters besonders nahe geht. Frauen verschwinden spurlos über Wochen und Monate hinweg, bis sie völlig geistlos wieder auftauchen und als seelenlose Hüllen vor sich hin vegetieren. Wieder ist eine Frau verschwunden und nun zieht die britische Polizei Jefferson Winter an den Fall heran.

Die Handlung ist erstklassig aufgebaut und hat bei mir den Eindruck einer Mischung aus „Das Schweigen der Lämmer“. „Psycho“ und diversen Profiler-TV-Serien hinterlassen. Der Autor hält sich strikt an die üblichen Genre-Regeln, lässt seinen Profiler und die Polizei ermitteln, während sie vom Täter in die Bredouille gedrängt werden und ein Opfer auf Rettung hofft.

Dieser Thriller wird aus zwei Perspektiven erzählt. Man nimmt die Sichtweise des Opfers ein, das sich in den Fängen des Serientäters befindet. Richtig furchtbar daran ist, dass sie sich an Berichte über frühere Opfer von ihm erinnern kann, und ihr schreckliches Schicksal erahnt.

Doch schon arbeitet man aus Jefferson Winters Sicht an der Lösung des Falls, der sich als ausgezeichneter Profiler mit dunkler Vergangenheit erweist. Er ist smart, er ist intelligent und er ist eindeutig ein Mann, der seinem Berufsstand alle Ehre macht. Es treibt ihn aber nicht nur Professionalität an, sondern es ist der Drang, anders als sein Vater zu sein, der Menschen geschlachtet hat.

Jefferson Winter ist für mich ein positiver Hannibal Lecter. Er ist unwahrscheinlich intelligent, anderen mindestens zwei Schritte voraus und verfügt über eine ruhige, berechnende und dennoch sympathische Art, die mir gut gefallen hat.

Obwohl die Handlung nicht besonders überraschend ist, wird sie von Protagonist Jefferson Winter erheblich aufgewertet. Schon lange hatte ich es nicht mehr mit einem derart faszinierenden Ermittler zutun, der sich selbst realistisch einschätzt, obwohl er über unzählige Begabungen verfügt.

Allerdings hat es mir an Hintergrundinformationen zu seinem Vater gefehlt. Ich hätte gerne mehr über eine Kindheit in der Obhut eines Serienmörders erfahren und wie sich der Protagonist trotzdem so positiv entwickelt hat. Hier hält sich der Autor jedoch bedeckt und gibt nur häppchenweise Blicke auf Winters Vergangenheit frei.

Mir persönlich hat James Carols „Broken Dolls. Er tötet ihre Seelen“ gut gefallen und ich denke, wenn man gerne mit Profiler auf Serientäter-Jagd ist, kommt man nicht herum, diesen Ermittler der Spitzenklasse kennenzulernen.

Die Jefferson-Winter-Reihe:
1) Broken Dolls. Er tötet ihre Seelen
2) Watch Me. Ich werde es wieder tun
3) Prey. Deine Tage sind gezählt

© NiWa