Rezension

Rätselhaftes über die 'Alice'-Bücher und ihren Autor – großartiges Bildmaterial

Die Erfindung von Alice im Wunderland -

Die Erfindung von Alice im Wunderland
von Peter Hunt

Bewertet mit 5 Sternen

Wunderbar bebildertes Buch: alte Fotos, Original-Illustrationen; Text hätte besser strukturiert und weniger abschweifend sein dürfen

Auch das Äußere von Büchern spielt eine Rolle. Dieses hier hat ca. DinA 4-Format, das Papier ist hochwertig und somit gehört das Buch zu denen, in die man gerne seine Nase steckt, weil es so gut riecht. Ob Charles Dodgson da wohl drüber gelacht hätte?

Denn Lewis Carroll hieß eigentlich Charles Dodgson und war Mathematikprofessor in Oxford in viktorianischer Zeit. Er liebte Zahlenspiele, die auch reichlich in 'Alice in Wonderland' zu finden sind, er liebte die Fotografie und er liebte kleine Mädchen, von denen er hervorragende Fotos machte, das aber leider einen Verdacht entstehen ließ ('unziemliche Gerüchte'), der nie ganz ausgeräumt wurde. Das findet man aber erst am Schluss des Buches.

Zuerst einmal erzählt es, wie die Alice-Bücher entstanden sind, zeigt einige Original-Illustrationen von Tenniel und Fotos aus der damaligen Zeit, auch von Dodgson, einem gut aussehenden Mann, und der bildschönen kleinen Alice Liddell, eine der Töchter des Dekans. Dodgson, Alice und einige andere machten eine Bootspartie, während der 'Carroll' eine Fantasiegeschichte erzählte, die er später Alice handschriftlich als Geschenk überreichte (Alice's Adventures Under Ground). Noch später entwickelte er daraus eine erweiterte Ausgabe für den Buchdruck, die er von Tenniel illustrieren ließ.

Dieses von Anfang an sehr erfolgreiche Buch sehe ich nur noch vordergründig als Kinderbuch an. Wegen seiner vielen Anspielungen und versteckten kritischen Anmerkungen ist es auch für Erwachsene interessant zu lesen. Dieses Buch gibt dafür etliche Beispiele, verliert sich allerdings nach meinem Dafürhalten zu sehr in Nebensächlichkeiten und Personen, die für mich uninteressant waren. Ich hätte gerne mehr über Charles Dodgsons Leben erfahren, vielleicht sogar in chronologischer Form. So verlieren sich die Angaben zu seinem Leben in den Artikeln über seine Innen- und Außenwelt und vieles bleibt offen.

Eines aber hat dieses Buch doch vermocht: mir die Augen zu öffnen für einige der vielen Anspielungen und versteckte satirische Anmerkungen.

'Es gibt kaum einen Satz, der nicht mehrere Bedeutungen, vielerlei Scherze, verschlüsselte Anspielungen auf intellektuelle, politische und persönliche Dinge transportieren würde.' (11)

Alles in allem war mir der Text zu unstrukturiert und verlor sich zu oft in Details zu Randpersonen. Und warum dennoch 5 Sterne? Wegen der großartigen, reichhaltigen Bebilderung, die einen das Buch immer wieder durchblättern lässt.