Rezension

Rasante Schatzsuche

Falsch - Gerd Schilddorfer

Falsch
von Gerd Schilddorfer

Bewertet mit 4 Sternen

Schilddorfer ist mit Falsch ein ausgeklügeltes Verwirrspiel gelungen! Im kolumbianischen Dschungel lässt ein alter Mann drei Tauben mit Hinweisen auffliegen. Danach richtet er sich selbst. Eine Taube erreicht ihr Ziel und vom Empfänger bekommt Abenteuer und Pilot John Finch den Auftrag die anderen beiden Hinweise und ihre Empfänger zu finden. So beginnt eine rasante Schatzsuche mit ungewissem Ziel. Und mit vielen Fragen! Denn was haben der zwielichtige chinesische Geschäftsmann oder der Student Chris, der am Münchner Flughafen arbeitet damit zu tun? Was hat es mit dem Juwelier Samuel Kronstein auf sich, der 1917 aus dem umkämpften Russland fliehen muss? Welche Verbindungen gibt es ins dritte Reich? Und wer sind die Männer, die so dringend verhindern wollen, dass die Tauben ihre Botschaften ans Ziel bringen?

Schilddorfer gibt dem Leser viel zum Nachdenken. Dabei macht er verschiedene Handlungsstränge auf. Die vielen Schauplätze und ihre Charaktere, sowie die Episoden aus den Jahren 1917 und 1945 haben mir sehr gut gefallen. Von fast jeden wichtigen Charakter durfte man einen Blick ins Leben vor der Schatzsuche werfen. Dass und wie sie sich im Laufe der Geschichte begegnen, ist toll umgesetzt. Besonders Samuel Kronstein, Vincente und das Institut Peterhof in der Schweiz haben mir gefallen. Aber eigentlich kann man alle Charaktere durchaus als gelungen beschreiben.

Im letzten Drittel kommt es dann zu ein paar Längen. Die Gespräche Lewellyns mit dem pensionierten Geheimdienstler sind leider recht trocken und bringen die Geschichte nicht wirklich voran. Und dann tauchen in Rückblenden noch recht ausführlich eine ominöse Helena und diverse Verwicklungen im Zusammenbrechenden dritten Reich auf. Das hat ordentlich Tempo gekostet und hätte gerne kürzer ausfallen dürfen. Dabei sind die Rückblenden allerdings liebevoll und bildhaft beschrieben. Auch fand ich, dass Schilddorfer nur schwer zum Anschluss kommt. Wenn man so viel Personal hat will man natürlich erzählen, wie es ihnen allen ergeht. Das hat das Ende etwas langgezogen.

Lange lässt Schilddorfer den Leser im dunkeln tappen, worum es bei der Suche nun eigentlich geht. Die Lösung fand ich gelungen, allerdings hätte Schilddorfer sich durchaus ein paar der Nebenschauplätze sparen und trotzdem zum gleichen Ergebnis gelangen können. Insgesamt bietet Falsch aber Spannung, Rätsel, Verfolgungsjagden, tolle Charaktere auf der guten wie auf der bösen Seite aber auch eine Portion Humor und ein bisschen Gefühl. Wer verstrickte Geschichten, viel Personal und Action zu schätzen weiß, dem wird dieses Buch gefallen. Trotz der Länge liest es sich schnell durch. Also nicht davon abschrecken lassen und mitten rein ins Abenteuer!