Rezension

Realitätsferne Liebesgeschichte zum Abschalten, aber leider ohne Tiefe

Und dann kam Mr. Willow - Anna Saalbach

Und dann kam Mr. Willow
von Anna Saalbach

Worum geht es? Mirka hatte sich von ihrem romantischen Wochenende in London eigentlich einen Heiratsantrag von ihrem langjährigen Freund Ruben erhofft. Nicht die Eröffnung, dass er sie betrogen, die andere Frau geschwängert und sich mit dieser verlobt hat. Nachdem Mirka ihm sein Bier über den Kopf gekippt und möglichst Haltung bewahrt hat, lässt sie in einem Park ihren Tränen und ihrem Kummer freien Lauf. Bis auf einmal ein kleiner Corgi neben ihr auftaucht und ihr einfach nicht mehr von der Seite weichen will. Kurzerhand beschließt sie, ihn mit in das gemeinsame Hotelzimmer zu nehmen und Ruben zu verjagen, der angeblich unter einer Hundehaarallergie leidet. Aber auch, als diese Mission geglückt ist, bringt sie es einfach nicht übers Herz den Kleinen gehen zu lassen, der sich schnell als neuer Freund und guter Zuhörer entpuppt. Mit ihm gemeinsam wieder in der Heimatstadt angekommen, beschließt sie weitere Änderungen in ihrem Leben vorzunehmen, immer mit Mr. Willow an ihrer Seite. Das einzige, was sie gar nicht gebrauchen kann, ist der schroffe Typ mit dem herausfordernden Grinsen auf den Lippen, dem sie immer wieder zufällig über den Weg läuft und der sie doch tatsächlich für eine Stalkerin hält...

Meine Meinung

"Und dann kam Mr. Willow" ist ein Liebesroman für zwischendurch mit lockerer Thematik und einer relativ unrealistischen Häufung von Zufällen. Mitunter mischen sich zudem das Verhalten des Hundes, das ebenfalls nicht immer ganz lebensecht war, und teilweise überzogene Handlungsweisen, die in der Realität wahrscheinlich auch nicht so bei Mitmenschen anzutreffen sind. Wenn man sich vor Beginn des Buches darüber bewusst ist, dass man das Buch nicht so ernst nehmen, sondern sich einfach zurücklehnen und unterhalten lassen sollte, dann kann dieses Buch gefallen. Versteift man sich nicht so auf die vorherrschende Realitätsferne, so hat das Buch schon einen gewissen Charme. Da ich jedoch ernste, realistische Liebesromane einfach lieber mag, hat es mir leider nicht so gefallen.

Hervorstechend ist der angenehme Schreibstil, an dem ich mich zu keiner Zeit gestört habe. Er lässt sich flüssig lesen und auch die kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass sich das Buch schnell lesen lässt. Ebenfalls spielt die fehlende Tiefe des Buches in diesen Aspekt hinein, denn es werden zwar Themen wie Trennung, Betrug und lebensverändernde Entscheidungen abgedeckt, diese jedoch alle sehr oberflächlich behandelt.
Die Liebesgeschichte taucht erst auf den letzten Seiten wirklich auf, wird stark kurz gefasst und eher nur mit Zeitsprüngen umrissen, als sie tiefergehend aufzubauen und sie kleinschrittig mitverfolgen zu können. Dadurch kann man nur wenig bei dieser mitfiebern. Belanglosere Themen erhalten dafür in den ersten zwei Dritteln des Buches mehr Raum, sodass für mich der Fokus in dem Buch falsch gesetzt wurde. Anstatt es dem Leser begreiflich zu machen, warum sich die beiden ineinander verlieben, wird relativ belanglosen Tätigkeiten nachgegangen, die für mich eher langatmig waren. Die Handlung ist zudem auch leider ziemlich vorhersehbar.

Die Charaktere des Buches bleiben, bis auf ein paar oberflächliche Informationen, eher blass. Einzig bei Mirka bekommt man einen tieferen Einblick, sie war jedoch eine sehr anstrengende Protagonistin. Statt mit ihr mitzufühlen, war ich oft genervt von ihrem naiven Verhalten und ihren unbedachten Entscheidungen, die sie eher unreif erscheinen ließen. Durch die Trennung von ihrem Ex aufgeweckt, möchte sie auf einmal ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen: Ihren Beamtenstatus aufgeben, selbstständig werden und umziehen. Alles völlig verständlich, wenn man sich vor Augen ruft, dass sie durch Ruben viel zurückstecken musste und ihren Träumen nicht nachgehen konnte. Aber bei der Verwirklichung dieser Träume geht sie völlig kopflos vor, denkt nicht einmal länger über ihr Handeln nach und trifft leichtfertige Entscheidungen, wegen derer ich einfach nicht mit ihr warm werden konnte.

Der Gegenpart - der Sonnenbrillentyp - war mir zu Anfang ebenfalls nicht sonderlich sympathisch, da er in seinem Verhalten einfach ... merkwürdig war. Widersprüchlich, unauthentisch. Das wurde jedoch besser, als Mirka ihn etwas näher kennenlernte, und schlussendlich wurde ich mit ihm dann doch noch warm. Leider erfährt man auch über ihn nicht sehr viel, dafür sind die Unterhaltungen zwischen den beiden einfach nicht tiefgehend genug. Ihre Beziehung bleibt eben leider sehr oberflächlich für den Leser.

Mr. Willow war ein süßer Charakter, den ich schon gleich zu Beginn mochte, egal, wie unrealistisch er in seinem Verhalten war. Gut, er schluckt dann mal schwer, wenn Mirka etwas Bewegendes zu ihm sagt, was bei mir dann eher ein Augenverdrehen als Rührung verursacht hat, aber sieht man über solche Stellen hinweg, ist er es, der das Buch mit seiner süßen Art gewissermaßen belebt.

Fazit

Insgesamt darf man das Buch einfach nicht zu ernst nehmen. Der Humor ist stellenweise gut gelungen, an anderen nicht so sehr. Die Figuren verhalten sich überzogen, Zufälle häufen sich (vor allem bei den Begegnungen von Mirka und Sonnenbrillentyp), die man sich im echten Leben nicht vorstellen kann, und in Mirkas Leben läuft (nach der Trennung) einfach zu viel glatt. Es ist eben lockerleichte Unterhaltung. Von mir gibt es 2,5 Sterne, da es leider nicht so mein Fall war. Wer einfach mal abschalten und keine tiefschürfende Lektüre zum Nachdenken möchte, der ist hier aber schon richtig.