Rezension

Reihe hält sich auf gutem Niveau

Tödliche Nachbarschaft - Viveca Sten

Tödliche Nachbarschaft
von Viveca Sten

Bewertet mit 4 Sternen

Viveca Stens Reihe rund um Thomas und Nora hat für mich ein einziges Auf und Ab geboten. Der sechste Teil war für mich der bisher stärkste, daher war ich sehr gespannt, was der bereits siebte Teil für mich bereithalten würde.

Über den Einstieg in den Krimi war ich überrascht, da nicht direkt ein Mordfall präsentiert wurde, stattdessen aber die später in den Fall involvierten Figuren vorgestellt wurden. Das hatte durchaus seinen Reiz, weil man so mit den Figuren, die wirklich sehr unterschiedliche Charaktere vertraten, warm werden konnte. Carsten Jonsson ist sicherlich eine Figur, die man nicht lieben lernt, aber er bietet doch jede Menge Erzählstoff in seiner narzisstischen Persönlichkeit. Etwas langatmig war dafür, dass seine Finanzgeschäfte in Russland so breit aufbereitet wurden und mit sämtlichen Infos (die einen Finanzexperten sicherlich interessieren, nicht aber den durchschnittlichen Leser) zu den Abläufen und Fachbegriffen gespickt waren.

Positiv fiel mir auch gleich ins Auge, dass Nora, die Figur, nach deren Daseinsberechtigung ich in über 50 % der Reihe frage, perfekt in das Geschehen involviert wird. Zunächst lernen wir mit ihr die Familie Jonsson kennen, dann ist sie Zeugin im später aufzuklärenden Mordfall und ganz am Ende ist sie in den spannenden Showdown verwickelt. Da sie zudem als Juristin im Wirtschaftsbereich tätig ist, kann sie sogar ihr Wissen und ihre Kontakte in Bezug auf Carsten Jonsson einbringen. Daher muss ich wirklich sagen, dass „Tödliche Nachbarschaft“ bisher der Band ist, in dem die Figur Nora perfekt zur Geltung gebracht wird und in der man ahnt, was für ein Potenzial in den vorherigen Bänden mit ihr verschenkt wurde.

Negativ überrascht war ich dagegen über die Berufsmüdigkeit von Thomas. Die Gründe dafür sind absolut nachvollziehbar und auch realistisch, aber seine depressive Stimmung in dem Fall zu erleben war etwas anstrengend. Zumal er dadurch eher zur Nebenfigur wird, während sein Kollege Aram sich in den Vordergrund spielt. Das ist okay, weil er engagiert und sympathisch ist und gerne auch weiterhin eine große Rolle spielen darf, aber wie stümperhaft Thomas gegen ihn aussah, war schon seltsam. Am Ende des Bandes wird es zum Glück besser, da sich die Lage so zuspitzt, dass Thomas wieder an seine Stärken im Beruf des Polizisten erinnert wird.

Der Fall an sich war nun wirklich nicht spektakulär, aber die Erzählweise war echt mal etwas anderes. Da der Fall auch innerhalb weniger Tage aufgeklärt wurde, wurde wirklich stramm und spannend erzählt und eben – wie bereits erwähnt – ein spannendes Ende erzählt. Die Auflösung am Ende entstammt zwar einem alten Motiv, war aber trotzdem komplett überraschend und damit gut gemacht.

Fazit: Viveca Sten scheint wirklich auf einem Hoch zu sein, da „Tödliche Nachbarschaft“ mir erneut wirklich gut gefällt. Die Figur Nora wird perfekt ausgenutzt und in das Geschehen involviert. Die Erzählweise des Falls ist außergewöhnlich und daher sehr unterhaltsam. Einziger Wermutstropfen ist diesmal Thomas, der sich mehr mit Selbstzweifeln denn mit dem Fall beschäftigt. Aber das ist wirklich nur ein kleiner Kritikpunkt.