Rezension

Richtig gut

Dieses ganze Leben -

Dieses ganze Leben
von Raffaella Romagnolo

Bewertet mit 5 Sternen

Paola ist 16, hässlich, fett und unbeliebt. Meint sie. Und ihre Mutter.

Deshalb soll sie jeden Tag eine Stunde lang mit ihrem behinderten Bruder, der im Rollstuhl sitzt, spazieren gehen. Doch statt sich in dem vornehmen Stadtteil aufzuhalten, in dem die beiden in einem wohlhabenden Haushalt aufgewachsen sind, zieht es sie in die Margeriten, einen sozialen Brennpunkt. Dort lernen die beiden Antonio und seinen Bruder kennen und erleben eine ganz andere Welt. Dann überstürzen sich die Ereignisse, als eines Tages die Carabinieri vor der Villa stehen und ein schlimmer Verdacht aufkommt.

Zuerst habe ich mich mit dem Buch etwas schwer getan, denn Romagnolo schreibt in einem ganz eigenen Stil, der atemlos und sprunghaft wirkt, so wie eine Sechzehnjährige halt denkt. Doch je mehr ich in das Buch hineinkam, umso faszinierter war ich. Poala ist nicht nur klug und scharfsichtig, sie entlarvt auch die Lügen der Erwachsenen und ihre faulen Kompromisse mit ein paar lakonischen Worten. Dazu wird es gegen Ende auch noch ziemlich spannend. Die Schlussszene gehört mit zum Besten, was ich in diesem Jahr gelesen habe.

Ich hatte "Bella ciao" gelesen und das Werk gefiel mir auch sehr gut. Dieses Buch ist ganz anders als erwartet. Die Perspektive des jungen Mädchens mit allen Idealen und Vorstellungen hat Romagnolo sehr gut eingefangen. Unbedingte Leseempfehlung!