Rezension

Romantische Komponistin und rebellische Poetin

Die rebellische Pianistin. Das Leben von Johanna Kinkel -

Die rebellische Pianistin. Das Leben von Johanna Kinkel
von Verena Maatman

Bewertet mit 5 Sternen

Bei der Suche nach interessanten Büchern landet man manchmal wahre Glückstreffer. So ein Fall war für mich dieser Roman. Kein Wunder, enthält er doch viele Zutaten, die mich begeistern: eine historische Frauenfigur, noch dazu mutig und rebellisch, Klaviermusik, Dichtung, Salonnières und geschichtliche Ereignisse.

Von Johanna Kinkel hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Mit 11 stand für sie fest, Pianistin und Komponistin zu werden, doch natürlich hatten Frauen Anfang des 19. Jahrhunderts statt zu musizieren das Kochen und Nähen zu erlernen, um eine gute Partie zu finden. Dass sie in einem Kochkurs eine Melodie für ein Sauerbratenrezept erfand, um es sich besser zu merken, machte sie mir gleich sympathisch.

Ohne ihren Musiklehrer und Förderer Franz Anton Ries, der auch Beethoven unterrichtet hatte, hätte Johanna wohl kaum ihren Traum verwirklichen können. Atemlos verfolgte ich, wie sie die Leitung eines Gesangsvereins in Bonn übernahm, zum Studium nach Berlin zog, engen Kontakt mit Fanny und Felix Mendelssohn hielt und zu einer der begehrtesten Pianistinnen in den Berliner Salons wurde. Sie komponierte nicht nur Lieder, sondern schrieb auch Gedichte, Erzählungen und Essays, war mit Annette von Droste-Hülshoff und Bettina von Arnim befreundet und gründete mit ihrem Ehemann einen Dichterkreis. 

Verena Maatman stellt in dieser spannend erzählten Romanbiografie neben Johannas außerordentlicher Begabung auch ihr Engagement für Frauenrechte heraus. Ich habe nicht nur eine in Vergessenheit geratene bewundernswerte Pianistin, Komponistin und Poetin kennengelernt, sondern auch Interessantes über die Demokratiebewegung vor 175 Jahren erfahren.