Rezension

Sachlich nüchterne Darstellung

Die Geschichte der Katharer - Michel Roquebert

Die Geschichte der Katharer
von Michel Roquebert

Bewertet mit 5 Sternen

Was alles ist nicht schon über die Katharer geschrieben worden. Von kritikloser Heroisierung bis hin zu absoluter Verdammung, mal ganz abgesehen von zahlreichem esoterischen Quatsch reichen die Darstellungen über diese Glaubensgemeinschaft. Das Problem ist, dass man über sie eigentlich nur aus den Protokollen der Inquisition, deren Geburtshelfer sie unfreiwilig wurden, Bescheid weiß. Das diese den Gegner der katholischen Wahrheit beinahe naturgemäß überzeichnen, dürfte niemanden überraschen.

Roquebert gelingt es, trotz dieser Schwiegigkeiten, ein nüchternes und neutrales Bild dieser sogenannten Häretiker zu zeichnen. Beginnend mit einer Definition dieser Glaubensrichtung, die in manchen Belangen der christlichen Urkirche näher war als die katholische Orthodoxie, beschreibt der Historiker ausführlich den Albigenserkreuzzug, der die oktzitanische Kultur und den sie tragenden dortigen Adel an den Rand der Vernichtung brachte. Dies tut er, kleiner Wermutstropfen für Nicht-Hardcore-Historiker, in einer akribischen Art und Weise, die die Gefahr birgt, ermüdend zu wirken. Im dritten Teil des Buches werden dann ausführlich die, letztlich erfolgreichen, Bemühungen der Inquisition zur Zerschlagung der katharischen Kirche beschrieben.

Das Buch ist ein Muss für alle am Mittelalter und seinen Häretikern interessierte Leser.