Rezension

Satirisch gut, auch auf der Erde!

Alles außer irdisch
von Horst Evers

Bewertet mit 5 Sternen

Das Unglaubliche ist eingetreten, der Berlin-Brandenburger-Großflughafen ist eröffnet worden...

... ja ich weiß, noch nicht. Aber in dieser schönen Science Fiction Geschichte "Alles außer irdisch" von Horst Evers schon! Und da kann man ja wohl eine berechtigte Hoffnung auf eine wunderschöne, problemlose Zukunft haben, wenn nicht...

... ja, wenn nicht genau 7 Sekunden später ein riesiges Raumschiff auf den Hafen knallt und alles platt macht. Nein, nicht alles, denn das "Jungfernflugzeug", welches den Airport deflorieren sollte, schlittert im Zickzackkurs über die Grasflächen und entkommt dieser Katastrophe.

Diesen, doch eher unorthodoxen Kurs des Flugzeugs hat ein Passagier verursacht, der daraufhin von einem Airmarshall erschossen wird, der zeitlich noch nicht in der Lage war, die Gesamtsituation zu überblicken und im guten Glauben an eine Rettung der anderen Passagiere gehandelt hat... guter Mann, nur leider völlig ahnungslos. Ahnungslos, weil er nichts von den Vorbereitungen für diesen speziellen Tag weiß und weil er auch nichts von der bevorstehenden Übernahme der Erde durch Außerirdische ahnt.

Tja, Schlag auf Schlag gehts in dieser turbulenten Geschichte vorwärts und Seite für Seite fliegt vorbei... ohne dass das Evakuierungs-Nahverkehrsraumschiff von der Erde abhebt. In der Zeit wird vor- und zurückgereist und Realitäten werden dabei verändert, die natürlich in der knappsten Zeit wieder gerade gerückt werden müssen... man hält unwillkürlich die Luft beim Lesen an... ein Phänomen, welches

ich bei Horst Evers so noch nicht kenne! Bei aller Liebe, bin ich diesem Mann doch das erste Mal im Jahr 2000 im Mehringhof-Theater in Berlin Kreuzberg begegnet und durfte ihn als unscheinbaren, schluffigen Typen erleben, wie er dem Alltag ohne erkennbaren Widerstand trotzt und das Leben sehr gelassen an sich vorüberziehen lässt. Mit viel Witz und Humor, aber eben sehr unaufgeregt. Witzig waren auch alle seine bisherigen Bücher, die ich seitdem von ihm pflichtbewusst gelesen haben. Aufgehorcht habe ich ja dann schon bei seinem ersten Roman "Der König von Berlin" und hatte mir mehr Romaneskes von ihm gewünscht. Hat er dann ja auch erfüllt! Danke, Horst... bist ein Guter... bekommst bei mir einen Ehrenplatz!

Was er aber mit "Alles außer irdisch" hingelegt hat, das übertrifft alle meine Erwartungen an guter Satire und temporeichem Slapstick. Natürlich hat er links und rechts in die Werke der großen Autoren geschaut (Dick und Adams...), gibt dies auch unumwunden zu, hat dann aber daraus ein ganz eigenes Ding geschaffen und es auf heimischen Boden spielen lassen. Das tut diesem Roman sehr gut. Ich als Leser kenne die deutschen Vergangenheit und kann meine volle Aufmerksamkeit den tausend Seitenhieben auf alles, was uns aktuell das Leben schwer macht, widmen.

Es hat mir sehr, sehr großen Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen und ich hoffe inständigst, dass Herr Evers vor 25 Jahren noch mehr solcher Initialgedanken hatte und diese recht bald zu Papier bringen wird.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 18. Dezember 2017 um 10:46

Eine der wenigen Rezensionen, die ich gelesen habe. Hahaha, das scheint ein spaßiger Typ zu sein. Spaß ist sauschwer. Guter Spaß.