Rezension

Schauerroman, der anderen Art

Der Besucher - Sarah Waters

Der Besucher
von Sarah Waters

Bewertet mit 3 Sternen

England im Zeitalter des ersten Weltkriegs birgt allerlei Geheimnisse und auch Mißstände, sowie eigenartige Menschen. So ist es nicht verwunderlich, dass Sarah Waters Roman in genau dieser Zeit spielt und uns mit nimmt auf eine Reise in eine Familiengeschichte der etwas anderen Art.

Dr. Faraday kennt Hundred Halls noch aus Kindertagen und ist wieder neu fasziniert von diesem herrschaftlichen Haus, als er zu einem Notfall dort gerufen wird. Der Notfall ist schnell behandelt, aber durch eine gewisse Sympathie beginnt der Doktor, die Familie besser kennen zu lernen. Da wäre Rod, dem der Krieg zugesetzt hat oder Mrs. Ayers, eine alte, verschrobene Damen. Doch trotz der Faszination, die das Haus auf Faraday ausübt, merkt er auch wie sich dieses beginnt selbstständig zu machen. Das Böse atmet im Haus, Möbel verrücken sich von selbst und bald passiert die erste Schrecklichkeit....

Dieses Buch erinnert mich an so viele andere Bücher und Filme, dass ich sie auch zur Beschreibung heran ziehen muss. Zuerst versprüht das Cover und auch die gruselige Elemente etwas von einer Geschichte von Edgar Allan Poe. Da wäre zum Beispiel" Der Untergang des Hauses Usher", der mir im den Sinn kommt. Zwischendurch musste ich an den Film "Rosered" nach einem Buch von Stephen Kind, denken. Also ihr seht, Horrorelemente sind vorhanden, auch wenn es eher nicht der "Schauerroman" ist, den viele Leser erwartet haben.

Allerdings ist Sarah Waters eine begnadete Erzählerin, die eine Szene sehr lebendig gestalten kann und ich fühlte mich sehr oft "mittendrin". Stellenweise kam mir das Buch nicht als ein Buch vor, sondern als eine greifbare Kulisse.

Das viktorianische England wird mit all seinen gesellschaftlichen, aber auch privaten Problemen der Figuren, dargestellt. Fesselnd erzählt Waters wie eine Familie und auch ein Haus verfallen kann, wenn die Umwelt nicht mehr stimmt.

Dr. Faraday ist dabei eine für mich zwielichtige Figur, die mit soviel Scharfsinn entwickelt wurde, dass ich nicht weiß, ob ich ihn mögen oder hassen soll. Am Ende, dass für mich nicht ganz klar ist, dass aber durch die Leserundenteilnehmer klarer wurde, hätte ich mir mehr gewünscht. Aber vielleicht sollte man am Ende einfach mehr nachdenken. ;)

Es ist schwierig zu sagen, dass das Buch durchweg gut war, denn die vorhandenen Längen sind auch mir aufgefallen und führten manchmal zu "Lesungs-ermattungs-zuständen." Dagegen steht die wirklich schöne Sprache und, dass die Autorin beides vereint: Horrorelemente mit einer Familiengeschichte.

Ich vergeben 3 von 5 Sterne , wobei die Entscheidung nicht leicht war und ich auf andere Meinungen gespannt bin.