Rezension

Schlichte Faszination

Warum die Vögel sterben - Victor Pouchet

Warum die Vögel sterben
von Victor Pouchet

Bewertet mit 4.5 Sternen

Vögel. Buntes Federvieh, das einfach so vom Himmel stürzt. In Hitchcocks Die Vögel greifen sie noch scharenweise die Menschen an.Und auch in Victor Pouchets Gedanken dreht sich vieles um herabstürzende Vögel, allerdings nicht unbedingt von sich aus. "In Warum die Vögel sterben" beginnt nämlich alles mit einem mysteriösen Vogeltod. Sie fallen einfach so in Scharen vom Himmel und kaum jemand interessiert sich dafür. In Bonsecours, dem Heimatort des Ich-Erzählers ist ähnliches passiert. Pouchet hat gerade eine Trennung hinter sich gebracht und müsste sich eigentlich voll und ganz auf seine Studienarbeit konzentrieren und doch möchte er diesem Phänomen nachgehen. Er hat nämlich eine sehr 'besondere' Bindung zu Vögeln. Mit sieben Jahren hatte er kurzzeitig einen grün-gelben Papagei aufgelesen, der sich knapp ein Jahr später tief verstört selbst dahinraffte. Auch Hitchcocks Die Vögel ist für ihn kein unbekannter Film und hatte schon früh sein Interesse geweckt. Und nun auch diese Todesfälle. Mittels einer spontanen Seine-Kreuzfahrt flieht er daher kurzerhand aus Paris  und will sich dem Ursprung der Vorfälle nähern. An Bord ist er scheinbar der Jüngste unter den Passagieren und führt einige interessante Gespräche und das, obwohl er selbst kaum Ahnung von der Ornothologie zu haben scheint. Dort kreuzt auch die Vizekapitänin seinen Weg und er verliebt sich in sie. Doch dies sollte wie gewohnt nur ein kurzfristiger Ausflug sein, denn bereits einige Stationen später, geht er in Rouen von Bord, widmet sich erneut seinen Forschungen und entdeckt doch wieder anderes als ursprünglich geplant...

Ob es sich hierbei nun um einen autobiografischen Auszug aus dem Leben Victor Pouchets selbst handelt oder alles doch auf fiktiven Gegebenheiten beruht ist fraglich. Jedenfalls war mir der Ich-Erzähler, der auch den Nachnamen Pouchet trägt, auf Anhieb sehr sympathisch. Pouchet erzählt mit einer gewissen Faszination von verschiedenen Vögeln. Seine Gedanken, seine Erlebnisse, seine Ahnenforschung bilden eine interessante Mischung. Ich kann jetzt nicht sagen, dass es ein einfacher Roman ist oder ein total spannender, denn dafür plätschert die ganze Handlung so ein bisschen zu sehr vor sich hin und findet keine wirkliche Antwort. Es scheint so, als würde er sich selbst nie so recht festlegen wollen und geht dann konsequent weiter, um etwas neues zu beginnen und dessen Ende dann auch wieder offen zu lassen. Und so war ich dann recht häufig gefangen in gedanklichen Weiterverstrickungen, dass es mir manchmal recht schwer gefallen ist, das Gelesene auf Anhieb so wahrzunehmen wie es ist. Ich bin recht häufig abgedriftet oder habe nach Fakten über Pouchet, Bonsecours und die Vogelabstürze gesucht... und das ist dann für mich tatsächlich etwas ganz seltenes. Ich konnte auch während des Lesens nicht gerade behaupten, dass es nun ein wahnsinnig großartiger Roman ist, aber im Nachhinein wächst meine Begeisterung für dieses Buch mehr und mehr. Und so möchte ich  auch gerne glauben, dass es sich hierbei um einen autobiografischen Auszug handelt, dass es dieses Naturkundemuseum genauso dort gibt, dass Félix-Archimède Pouchet zu den Vorahnen des Autors zählt, dass er selbst diese Seine-Fahrt unternommen und auch seine Studienarbeit in diesem Rahmen stattgefunden hat. Denn genau das alles macht ihn irgendwie als Menschen so spannend und sympathisch. Aber nicht nur das, ich habe auf diesen 189 Seiten so viele großartige Sätze und Gedanken entdeckt, dass es sich schon alleine wegen ihnen gelohnt hat dieses Buch zu lesen.