Rezension

Schlitzohrigkeit gepaart mit Altersstarrsinn - einfach klasse.

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Daniel Friedman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten
von Daniel Friedman

~~Zwei Bücher, die sich auf den ersten Blick zu ähneln scheinen, sich aber glücklicherweise im Laufe der Lektüre doch sehr weit von einander entfernen.

Zwar ist der Protagonist in diesem Roman noch nicht ganz so alt wie der „Hundertjährige …“, es fehlt ihm noch etwas mehr als ein Jahrzehnt, aber das macht er locker durch Anderes wett. Altersstarrsinn wird einem bei diesem Buck Schatz geradezu sympathisch. 
Buck ist 87, seit langem verheiratet mit Ruth, ist jüdischer Herkunft, allerdings ohne diese Religion aktiv zu praktizieren. In seinem früheren Leben war er Polizist und wahrlich kein schlechter. Zwar liegt seine letzte „Heldentat“ schon viele Jahre zurück, doch noch heute können sich seine damaligen  Erfolge sehen lassen und sein Ruf ist bei vielen jüngeren und ehemaligen Cops fast legendär.
Eigentlich genießt er seinen Ruhestand, doch der Tod seines Kriegskameraden Jim wirbelt sein beschauliches Leben völlig durcheinander. Auf dem Sterbebett vertraut dieser ihm ein bis dato gehütetes Geheimnis an. Er berichtet Buck, dass es dem früheren Nazi und Lageraufseher Heinrich Ziegler gelungen war, sich mit einem Auto und einer nicht unbeträchtlichen Menge Nazigold von dannen zu machen. Ziegler soll unter anderem Namen heute in den USA leben. Buck soll diesen Ziegler ausfindig machen und seinen Freund rächen.
Zunächst ist Buck hin- und hergerissen zwischen diesem Auftrag und seinem geliebten und beschaulichen Leben auf der Couch, in Freundschaft mit einer Stange Lucky Strike und Fox News. Als es dann den ersten Toten gibt, Buck wusste offensichtlich nicht allein von diesem Goldschatz, ändert sich seine Einstellung und das alte Jagdfieber in ihm erwacht. Trotz einer beginnenden Demenz, über deren Vorhandensein er ungeniert plaudert, überredet er seinen Enkel zu gemeinsamer „Verbrecherjagd“. Und die Geschichte lässt uns erleben, dass Buck von seinen Qualitäten als Cop nichts eingebüßt hat.
Die beiden geraten in nicht nur eine knifflige Situation, aber letztlich meistern sie alle Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen.
Sein Arzt hatte Buck empfohlen, sich ein Merkheft anzulegen und damit der Demenz zumindest ein wenig zu trotzen. Aus diesem Heft zitiert er dann und wann oder er zieht es auch schon mal zu Rate, wenn eine Situation besonders brenzlig wird. Dass ausgerechnet dieses Heft am Ende einmal zu seinem Lebensretter werden soll, wer hätte das gedacht?
Und überhaupt ist das Ende dieses Romans eine einzige Überraschung, so jedenfalls erlebte ich die letzten Kapitel.

Nicht immer sind die Guten auf der richtigen Seite und die Bösen auf der anderen. Und für Buck ist am Ende nichts mehr so, wie es am Anfang war, aber seine beinahe stoische Gelassenheit hat ihm niemand nehmen können, auch nicht die Ereignisse der letzten Wochen.

Spannend, berührend, einfach lesenswert.