Rezension

Schmuggel, Sklavenhandel und Piraterie

Bucht der Schmuggler - Ulf Schiewe

Bucht der Schmuggler
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 5 Sternen

Jan van Hagen muss aus Bremen flüchten, ansonsten wird er in den Schuldturm geworfen. Er macht sich auf nach Amsterdam, um von dort aus mit einem brisanten Auftrag in die Karibik aufzubrechen Er soll den Sohn seines Auftraggebers ausfindig machen, der mit seiner Mannschaft auf der Insel Hispaniola gefangen gehalten wird. Dort angekommen, werden ihm jedoch so einige Steine in den Weg gelegt. Kurz darauf lernt er die charmante Doña Maria kennen, die jedoch mit dem Zuckerrohrplantagenbesitzer Don Miguel verheiratet ist, der nebenbei noch Geld mit Schmuggelei verdient. Don Alonso, dem Vize-Gouverneur von Hispaniola, ist dies jedoch ein Dorn im Auge und er versucht, Don Miguel auf frischer Tat zu ertappen. Und so beginnt ein Spiel mit der Zeit.
Gleich von Anfang an wird man in die Geschichte mit hineingerissen und erfährt, wie Jan nach einer langen Reise in seiner Heimatstadt Bremen mit bösen Nachrichten konfrontiert wird und Hals über Kopf flüchten muss. Und so macht er sich auf den Weg in die Neue Welt. Jedoch nicht ohne Probleme, klar, sonst wäre das Buch viel zu kur.
Ich hatte wieder das Glück, das Buch in einer Leserunde lesen zu dürfen, die vom Autor auch begleitet wurde und so wieder vielen Chancen bestanden, auch hinter die Kulissen des Buches sehen zu dürfen. Und so hat sich natürlich einiges Überraschendes ergeben. Der Autor zum Beispiel konnte viel von seinem Leben in das Buch miteinbringen. Schon allein, dass er 10 Jahre die Nordsee besegelt hat, führt natürlich dazu, dass erst sich mit der Schifffahrt auskennt. Auch drei Jahre Leben n Brasilien ließ sich mit verarbeiten und hat letztendlich einen farbenfrohen Roman über das Leben in der Karibik im 17. Jahrhundert hervorgebracht.
Mehrmals hat mich der Autor mit Dingen überrascht und bei einer Stelle blieb mir der Mund sogar offen stehen. Insbesondere wird hier sehr intensiv auf den Sklavenhandel sowie die Sklavenhaltung eingegangen. Sehr gut wurde herausgearbeitet, wie die Sklaven ihren Alltag bestreiten bzw. zu bestreiten haben. Da es mehrere Farmen und auch Sklavenbesitzer auf Hispaniola gibt, lässt sich ein guter Vergleich ziehen. Bei Doña Maria zum Beispiel hatten die Sklaven es sehr gut, war man jedoch auf der Farm von Don Diego als Sklave... Intensiver möchte ich hier nicht darauf eingehen, da manche Szenen im Buch doch sehr direkt und anschaulich beschrieben werden und man am Liebsten ins Buch krabbeln möchte, um dem Unrecht ein Ende zu machen. 
Auch die verschiedenen Charaktere im Buch bilden starke Kontraste. Allen voran Jan van Hagen, ein Kaufmannssohn aus Bremen, der lieber seine Arbeit auf dem Schiff verrichtet, als im Kontor seines Vaters oder Doña Maria, die mit ihrer sanften Art viele darüber täuschen kann, wie mutig und stark sie doch sein kann, wenn es darauf ankommt.
Besonders gut gefallen haben mir eine Prostituierte aus Amsterdam, die sich an Bord von Jans Schiff schleicht, um in der Neuen Welt auch ein neues Leben beginnen zu können. Für sie kommt es jedoch anders, als sie dachte. Ihr keckes Auftreten und ihr Hang zur Gerechtigkeit sind besonders aufgefallen und so hat sie eine starke kleine Nebenrolle im Buch besetzt. Ebenso der "Schiffsarzt", der eigentlich Jurist ist, sich aber in der Medizin gut genug auskennt, um helfen zu können. Er ist Jan eine wertvolle Hilfe.
Aber auch unter den Sklaven gibt es so einige, die trotz oder gerade wegen der ungerechten Behandlung wissen, wem sie vertrauen und helfen können. Hier stechen insbesondere Babatunde und Olu heraus, beides Personen, die ich gerne mal persönlich treffen würde. Aber vielleicht gibt es ja mit allen ein Wiederlesen, falls ein nächster Teil erscheint. Denn es bleibt am Ende doch ein kleines bisschen offen... von den Personen und Fragen her. 
Das Buch ist durchweg kurzweilig und verspricht einen spannenden Inhalt. Aufgegliedert in fünf Teile werden die Flucht Jans aus Deutschland geschildert bis zur Ankunft auf Hispaniola. Abwechselnd wird aus Jans und Doña Marias Sicht alles geschildert. Zwischendurch melden sich noch Don Alonso, Baba sowie andere zu Wort. So hat man immer einen schönen Blick auf alle Seiten und kann sich auch einiges besser vorstellen.
Fazit:
Ein Mix aus deutscher Gelassenheit und spanischem Temperament - Ulf Schiewe entführt in die Neue Welt im 17. Jahrhundert.