Rezension

Schöne Geschichte mit interessanten Charakteren!

Worte, die leuchten wie Sterne - Brigid Kemmerer

Worte, die leuchten wie Sterne
von Brigid Kemmerer

Bewertet mit 4 Sternen

"Worte, die leuchten wie Sterne" ist der zweite deutschsprachige Roman von Autorin Brigid Kemmerer, der im HarperCollins Verlag erschienen ist.
Er ist keine wirkliche Fortsetzung ihres ersten Buches "Der Himmel in deinen Worten", aber Protagonist Rev Fletcher tauchte bereits dort als Nebenfigur auf und umgekehrt treten Emma und Declon aus dem ersten Band hier am Rande auf. Man muss diesen Band aber nicht gelesen haben, da die Autorin geschickt in die Handlung und die Personen einführt.
Wie auch im ersten Band greift Brigid Kemmerer anspruchsvolle Themen auf: während Protagonist Rev immer noch mit den Schatten seiner Kindheit in Gestalt seines gewalttätigen Vaters kämpft, ist die weibliche Protagonistin Emma eher virtuell unterwegs. Mit ihrer Begeisterung für Computerspiele und das Programmieren gerät sie vor allem mit ihrer Mutter und deren Vorstellungen von sinnvoller Freizeitgestaltung oft aneinander. Neben diesem und anderen familiären Konflikten hat Emma aber auch immer mit virtuellen Attacken zu kämpfen.
Durch Zufall kreuzen sich die Wege von Rev und Emma und irgendwie erkennen sie ihre Seelenverwandtschaft - können sie sich gegenseitig Halt geben?
Brigid Kemmerer hat ihre Hauptfiguren sehr authentisch gestaltet, gerade bei Emma und den Reibereien mit ihrer Mutter gibt es sicher einen hohen Wiedererkenneffekt. Revs Problemkreis ist schon etwas komplizierter.
Mir gefällt sehr gut, wie sich die Geschichte langsam entwickelt. Insbesondere die Themenkreise "Spielsucht" und "Bedrohungen in der virtuellen Welt" sind ja sehr aktuell. Der Schreibstil ist sehr flüssig und liest sich gut.
Erneut muss ich sagen, dass der englische Titel "More Than We Can Tell", mir besser gefällt und treffender ist als der deutsche " Worte, die leuchten wie Sterne". Insgesamt wird die emotionale Dichte des Vorgängerbands diesmal nicht ganz erreicht. Während "Der Himmel in deinen Worten" teils schon fast philosophische Überlegungen zum Sinn des Lebens und der Frage des Schicksals anstellte - hier war ja Julies Mutter gestorben und auch Declan litt immer noch unter dem Verlust von seiner kleinen Schwester, bewegen sich die Probleme in "Worte, die leuchten wie Sterne" in weniger existentiellen und damit etwas ruhigeren Bahnen. Auch konnte ich - anders als in Band 1 - die Annäherung von Rev und Emma und die Geschwindigkeit hiervon nicht so ganz nachvollziehen. Dass Rev sich einer quasi Unbekannten mit seinen intimsten Problemen öffnet, während er gegenüber seinen Pflegeeltern und seinem Freund dicht macht, erschien mit nicht so ganz plausibel. Dass Emma etwas zurückhaltender ist, hat mich mehr überzeugt, auch wenn sie sich dadurch in große Gefahr gebracht hat. Ich mochte Emma und Rev sehr gerne und finde, sie passen ganz gut zusammen. Erneut ein lesenswertes Jungendbuch von Brigid Kemmerer.