Rezension

schöne historische Geschichte trotz träger Anfang

Die Tochter der Himmelsscheibe - Wolfgang Hohlbein

Die Tochter der Himmelsscheibe
von Wolfgang Hohlbein

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Tochter der Himmelsscheibe von Wolfgang Hohlbein, basiert auf einem Fund einer Himmelsscheibe in der Nähe der mitteldeutschen Stadt Nebra und erzählt aus der Bronzezeit.

Lea hat musste mit ihrer Tochter aus der Heimat fliehen, weil diese in einem Feuersturm untergegangen ist. Beide haben in einem Dorf im Gebiet Goseng eine neue Bleibe gefunden. Lea hat ihr Wissen über Heilkunde, Aussaat, Jagd, Schmiedekunst und anderes, eingesetzt um den Bewohnern zu helfen. Sie hat ihr Wissen allerdings nicht geteilt. Dies und die Tatsache dass eine Frau ein Schwert im Hause hat, gefällt dem Dorfpriester Sarn so gar nicht. Er legt Lea so oft es geht Steine in den Weg und versucht die Geheimisse Leas zu ergründen. Denn das Schwert ist kein Bronzeschwert, so wie die damaligen alle, es ist um einiges härter und leichter.
Eines Tageskommt der Hohepriester und Herrscher von Goseng, Nor, und verlangt von ihr ihr Wissen offen zu legen. Von da an ändert sich das Leben von Arri. Ihre Mutter weiht sie in Stück für Stück in ihr Wissen ein, plant ihre Abreise und macht Arri klar dass sie langsam erwachsen wird.
Die Geschichte ist aus Arris Sicht geschrieben. So kann man sich gut in sie und ihre Gefühle reinversetzten. Arri ist zu Anfang noch ein Kind. Zum Anfang der Geschichte streift Arri durchs Dorf, sie ist dort aufgewachsen und kennt sich aus, der Leser hingegen bekommt keinen Gesamteindruck sondern nur Puzzlestücke. So ist es auch als Nor das erste Mal in Erscheinung tritt. Er wird im Laufe des Gespräches beschrieben. Arri sieht ihre Mutter als unfehlbar und das Beste was dem Dorf passiert ist. Im Verlauf der Geschichte muss sie sich mit dem Erwachsen werden auseinander setzen. Damit das ihre kindlichen Vorstellungen über ihre Mutter nicht alles sind was ihre Mutter ausmacht, mit Gefühlen Männern gegen über, dass Mütter nerven können und man es doch besser weiß, rebelliert gegen ihre Mutter, gegen andere Dorfbewohner wie Rahn, ... einfach alles was man als Mädchen in der Pubertät eben durch macht.  
Lea ist eine Frau die vieles verloren hat, ihre Heimat ihren Mann, ihre Familie. Geblieben ist ihr nur ihre Tochter, ihr Schwert und ihr Wissen. Lea versucht die Menschen und ihre Lebensweise zu verbessern. Dabei begeht sie den Fehler die Menschen zu unterschätzen, was ihr und Arri auch noch teuer zu stehen bekommt. Sie ist sehr um das Wohl ihrer Tochter bedacht, aber auch daran das ihr Wissen in die richtigen Hände kommt.
Auch die anderen Figuren sind gut ausgestattet. Im ersten Blick verlässt man sich auf die Sicht von Arri und Lea, aber mit der Zeit merkt man, dass sie wesentlich Komplexer sind. Ein Beispiel ist Sarn. Er erscheint als intriganter Dorfpriester, der seine Macht und Sein Ansehen schwinden sieht. Am Ende jedoch geht seine Intrige weitaus große Wege und er ist erfolgreich.
Rahn wird von Arri als dummer Fischer gesehen. Lea hält ihn schon für intelligenter als ihre Tochter es tut, aber auch sie schätzt ihn nicht richtig ein. Er ist den beiden zwar oft ein Hindernis, aber steht zum Schluss hinter den beiden.
Wolfgang Hohlbein versteht es die Spannung aufzubauen und zu halten. Mit Nors eintreffen zieht sich die Schlinge um Lea und Arri zusammen. Man möchte Leas Geheimnis erfahren, fiebert mit Arri mit, wenn fern ab des Dorfes unterrichtet wird, ist gebannt was Sarn vorhat. Richtig spannend wird es wenn Lea mit Arri zu ihren Freunden reist. Dies ist ein Höhepunkt. Herr Hohlbein hält die Spannung danach noch weiter hoch und das ganze gipfelt dann zum Ende der Geschichte. Manche Sachen im Verlauf der Geschichte sind jedoch vorhersehbar. Man weiß vor Arri schon das Lea Kron mit Hilfe von Achk zum Schied machen möchte oder das die Krieger die Kron und seine Brüder angegriffen haben, kein Unheil bringen. Das nimmt zum Teil etwas der Spannung trägt aber auch dazu bei sich Leas Sichtweise zu nähern und dann überrascht zu sein wenn der an oder andere sein wahres Gesicht zeigt. Was nicht ganz gelungen ist, dass teilweise im Laufe eines Gespräches oder kurz hinter einander folgende Ereignisse Wiederholungen zu lesen sind. Es handelt sich nicht um einen Ausdruck den eine Figur ständig sagt, sondern trägt dazu bei die Geschehnisse zu beschreiben. Zum einen wenn Arri die Pferde das erste und das zweite Mal sieht, aber auch als Dragosz Arri von der ersten Begegnung mit Lea erzählt.