Rezension

Schwächer als die Vorgänger

Flavia de Luce 04 - Vorhang auf für eine Leiche - Alan Bradley

Flavia de Luce 04 - Vorhang auf für eine Leiche
von Alan Bradley

Bewertet mit 3.5 Sternen

~~Inhalt:

Um die hohen Kosten für das Anwesen Buckshaw zu stemmen, muss Colonel de Luce etwas tun, das ihm gegen den Strich geht: Er hat das Anwesen für mehrere Wochen an eine Filmcrew vermietet, die hier einen neuen Film mit ihrem Star Phyllis Wyvern drehen will. Die vielen Menschen auf Buchshaw bringen den behäbigen Tagesablauf gehörig durcheinander, zudem fegt der schwerste Schneesturm seit Jahrzehnten über England hinweg, so dass Buckshaw von der Außenwelt abgeschnitten ist. Dann passiert ein Mord, und es gibt viele Verdächtige, so dass Flavia, unsere 11jährige Hobbydediktivin, wieder all ihre (chemischen) Künste einsetzen muss, um den oder die Täter zu überführen.

Meinung:

Wenn man die verherigen Bände um Flavia de Luce und ihren Hang zur Chemie (bes. Giften) und Mordaufklärung kennt, fällt der Einstieg in dieses 4. Buch sehr leicht. Man kennt alles und jeden auf Buckshaw, die herrlich schrulligen Charaktere, die Hass-Liebe zwischen Flavia und ihren zwei Schwestern sowie Flavias unstillbare Neugier und ihren vorlauten Wortwitz. Alles hätte wieder so toll sein können ...

Leider lässt Alan Bradley sich diesmal sehr, sehr viel Zeit, bis er den Mord geschehen lässt. Fast die Hälfte des Buches muss man gelesen haben, um an diese markante Stelle zu kommen. Aber auch die Seiten vorher plätschern mehr vor sich hin, als dass sie beispielsweise Spannungen oder sogar offene Konflikte unter den Figuren enthüllen. Da hätte ich mir schon den ein oder anderen Hinweis auf das kommende Verbrechen, auf mögliche Motive etc. gewünscht. Stattdessen geht es um ... ja, um was geht es eigentlich? So ganz genau kann ich das im Rückblick schon gar nicht mehr sagen, so unscheinbar war es! Natürlich werden die Arbeiten der Filmcrew beschrieben, die exzentrische Schauspielerin und ihr Gehabe und vor allem Flavias Streifzüge durch ihr Zuhause Buckshaw.

Das plätscherte mir alles zu seicht dahin. Sehr vermisst habe ich die Spurensuche, die Detailarbeit von Flavia, die die vorherigen Bücher immer so vorangetrieben haben. Die Aufklärung des Mordes vollzieht sich hier relativ sparsam, das Motiv wird nur kurz und recht lieblos abgehandelt. Auch das Szenario des Schneesturms bleibt ungenutzt für etwaige Spannungen unter den Eingeschlossenen. Sehr schade!

Fazit:

Insgesamt leider eine schwächere Krimigeschichte um Englands jüngste und schrägste Hobbydedektivin. Das Krimihafte steht diesmal nicht im Zentrum des Buches, sondern eher das ganze Drumherum. Ich hatte oft ein diffuses Gefühl der Konturlosigkeit, was den Roman angeht. Hoffentlich wird der 5. Band mir wieder mehr zusagen.

3 von 5 Sternen