Rezension

Schwieriges Thema genial verpackt

Vollendet - Neal Shusterman

Vollendet
von Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Zum Inhalt

Nach dem Heartland-Krieg haben sich die Abtreibungsgegner und die –befürworter auf die „Charta des Lebens“ geeinigt.

Ausschnitt aus der Charta: „Das menschliche Leben ist von der Empfängnis bis zum Zeitpunkt des 13. Lebensjahres unantastbar.

Im Alter zwischen 13 und 18 Jahren können Eltern ein Kind rückwirkend „abtreiben“ unter der Bedingung, dass das Leben des Kindes „streng genommen“ nicht endet, sondern sein Körper und seine Organe durch „Umwandlung“ in anderen Menschen weiterleben.“

 

Connor ist 16 Jahre alt, seine Eltern kommen mit seiner rebellischen Art nicht klar und unterschreiben eine Umwandlungsverfügung.

Das Mädchen Risa ist 15 Jahre alt,  lebt in einem der unzähligen Waisenhäuser und ist ein Mündel des Staates. Da das Budget gekürzt wurde, muss sie für andere Platz machen.

Lev ist gerade 13 geworden und wurde sein ganzes Leben von seinen religiösen Eltern darauf vorbereitet, als 10. Sohn durch die Wandlung zum Zehntopfer Gottes zu werden.

Der Zufall führt die drei zusammen, als Connor und Risa sich zur Flucht entschließen. Lev begleitet sie, anfangs gegen seinen Willen, auf ihrem Weg und schließlich verbindet die drei mehr, als der Wille zu (über)leben.

Meine Meinung:

Schon die erste Seite des Buches, die „Charta des Lebens“, hat mich bewegt und mich darauf eingestimmt, auf was ich mich bei diesem Buch einlassen muss.

Man steckt vom ersten Moment an in der Geschichte und es bleibt von Anfang an spannend und temporeich bis zum Schluss. (Ich hab das Buch an einem Tag durchgelesen)

Hauptsächlich wird aus der Sicht der drei Protagonisten geschrieben, aber es gibt auch kleinere Kapitel, die andere Charaktere zu Wort kommen lassen und Einsicht geben in deren Denk- und Handelsweise. Das macht das ganze spezieller, man erhält einen besseren Überblick und es verdichtet die Handlung.

Connor, Risa und Lev sind sehr interessante Charaktere und machen, gezwungenermaßen, eine rasante Entwicklung durch. Aber auch die Nebenfiguren sind allesamt besondere, gefühlvoll definierte Charaktere die die Geschichte abrunden.

Die Stimmung ist meist beklemmend, man weiß nie, was als nächstes passiert und hofft die ganze Zeit, dass die drei es irgendwie schaffen werden. Die vielen, verschiedenen Fragen, die hier aufgeworfen werden und wie unterschiedlich die einzelnen Charaktere damit umgehen, lassen einen sehr nachdenklich zurück. Ab wann besitzt ein Mensch eine Seele? Wie weit kann man bei der Organspende gehen? Ist ein Mensch mehr wert als der andere?

Ein schwieriges Thema, in einer rasanten, düsteren Geschichte verpackt, die das moralische Gewissen aufrütteln soll.

Eine Altersempfehlung ab 14 Jahren sehe ich kritisch, obwohl Kinder und Jugendliche vieles gar nicht so drastisch empfinden wie Erwachsene, da sie oft die Tiefe des Themas noch nicht so erfassen können. Trotzdem fände ich es ab 16 Jahren  besser, dieses Alter ist ausreichend, um mit diesem Thema konfrontiert zu werden.

© Aleshanee