Rezension

Seelenverwandte?

Wenn ich dich nicht erfunden hätte - Julia Dibbern

Wenn ich dich nicht erfunden hätte
von Julia Dibbern

Klappentext:
Endlich achtzehn!
Leo ist aufgeregt, aber bester Dinge, als sie fürs Studium allein nach Hamburg zieht. Doch die Unabhängigkeit stellt sich als gar nicht so einfach heraus, denn plötzlich muss Leo mit einem Biotop im Badezimmer und dem vermeintlichen Hammermörder als Nachbarn klarkommen.
Und dann trifft sie auch noch auf Loris, was nur halb so kompliziert wäre, hätte sie nicht das Gefühl, ihn längst in- und auswendig zu kennen: aus den Geschichten, die sie schreibt, seit sie einen Stift halten kann.
Doch wie ist das zu erklären? Kann es Seelenverwandtschaft wirklich geben?
Und … wie soll sie mit den Seiten von Loris umgehen, die sie nicht erfunden hat – den dunklen Seiten?

Die Autorin:
Julia Dibbern schreibt Sachbücher und Romane. Als Nachhaltigkeitsjournalistin schlägt sie in ihren Büchern und Vorträgen den Bogen zwischen Familienleben und Planetenglück. Sie lebt mit ihrer Familie vor den Toren Hamburgs.

Meine Meinung:
Eleonore - Leo genannt - wagt einen entscheidenden Schritt im Leben. Sie ist 18, zieht nach Hamburg, in eine recht verwahrloste Gegend, mit einer Wohnung, in der sich vermutlich nur Kakerlaken wohlfühlen würden, und will endlich unabhängig sein. Zumal ihr Schwarm nun auch in dieser Stadt wohnen soll und sie dort studieren will.
Doch in Hamburg angekommen, hilft das Schönreden der Bruchbude, in der sie nun leben soll, nichts mehr. Welch ein Glück, dass sie auf den geheimnisvollen Loris trifft, der ihr ganz selbstlos anbietet, ein Zimmer in dem Haus zu bewohnen, das gerade saniert wird. Und wie es der Zufall will, scheint sie ihn zu kennen. Aus ihren Geschichten, die sie schreibt. Er scheint der Akteur zu sein, den sie sich immer mit abgewandelten Namen vorgestellt hat.
Gibt es so etwas wie Seelenverwandtschaft? Oder bildet sie sich das alles nur ein? Während sie sich langsam in den gutaussehenden, aber sehr rebellischen Loris verliebt, merkt sie nicht, dass sie in einen dunklen Strudel gezogen wird. Denn Loris ist nicht nur anziehend, sondern er zieht sie auch noch in dunkle Tiefen hinab, dorthin, wo es bald kein Licht mehr für sie gibt.

"Wenn ich dich nicht erfunden hätte" ist ein realistisches Jugendbuch aus der Feder von Julia Dibbern. Mit viel Fingerspitzengefühl erzählt sie die Geschichte von Leo und Loris, die kein knallbunter Roman voller Geigen und schwülstigen Liebeserklärungen ist. Man ahnt schon früh, dass das alles vielleicht nicht gut enden kann und ist gespannt, wie sich die Geschichte der beiden entwickeln wird.

Leo ist mit ihren 18 Jahren oft zu gutherzig und recht naiv. Natürlich kann man das junge Alter anführen, aber sie redet sich viel zu viel schön, wodurch mal als Leser ihr gern mal ins Gewissen reden möchte. Ihre Freundin Miriam hingegen ist da eher die Realistin, die nicht mit ihrer Meinung geizt. Ich mochte sie sehr.
Mit Loris bin ich gleich zu Anfang nicht warm geworden. Solche Typen, die sich für obercool halten und denken, dass sich die Welt um sie dreht, sind mir suspekt. Es gibt viele Menschen, die es nicht leicht im Leben haben und trotzdem sich nicht so fallen lassen und andere ausnutzen.

Der Schreibstil ist herrlich locker leicht und jugendlich frisch, sodass man nur durch die Seiten fliegt.
Die Autorin hat auf interessante Weise gezeigt, wie leicht man dorthin geraten kann, wo man ohne diesen Menschen nie hingekommen wäre - und das aus Liebe.

4 Sterne.