Rezension

Sehr ehrliche und gelungene Beschreibung des Krankheitsbildes Anorexie

Hunger nach weniger - Jessica Antonis

Hunger nach weniger
von Jessica Antonis

Bewertet mit 5 Sternen

In "Hunger nach weniger" geht es um die 16jährige Anne, die endlich so sein will, wie sie ihre Freundinnen empfindet: schlank und begehrenswert.

Besonders ihre beste Freundin Amaryllis, die schon immer überall beliebt war, erfolgreich, hübsch und natürlich schlank ist, weckt Annes Neid. Es beginnt ein stiller Kampf der beiden, der ohne Worte ausgetragen wird und dennoch die Freundschaft auf eine harte Probe stellt.

Anne will bei einer Größe von 1,63 m zunächst "nur" ihr Idealgewicht von 53 kg erreichen, aber diese Grenze ist nur eine erste Ziellinie, die sie niemals als solche wahr nimmt. Ihr eigentliches Ziel lautet "weniger" und das ist unerreichbar. Anne kämpft mit allen Mitteln und ihr Leben wird für sie immer weniger lebenswert - einziges "Aufputschmittel" ist der Blick auf die Waage, sofern diese weniger Gewicht als am Vortag anzeigt. Ihr gesamtes Dasein kreist nur noch um die Vermeidung von Essen bzw. die (prophylaktische) Bekämpfung der vermeintlichen Folgen. Dazu ist ihr jedes Mittel recht.

Dass sie ihr Leben auf's Spiel setzt und krank ist, diese Einsicht kommt erst spät. Noch später kommt aber die Erkenntnis, dass es einen Weg zurück ins "normale" Leben gibt. Dieser Punkt kommt in dem Buch für meine Begriffe viel zu kurz. Es wird ziemlich viel offen gelassen und das kann Betroffene unnötig "triggern".

Das Buch ist für Angehörige und Freunde von Betroffenen zur Sensibilisierung für das Thema Essstörungen sehr gut geeignet, denn es ermöglicht einen sehr guten Einblick in die verdrehte Gedankenwelt. Für Betroffene halte ich es als Lektüre hingegen nicht für ratsam, da es keine Wege aus der Krankheit heraus skizziert.