Rezension

Sehr gelungener erster Fall

Das Büro der einsamen Toten
von Britta Bolt

Pieter Posthumus hat keinen alltäglichen Job: Er arbeitet für die Stadt Amsterdam. Seine Aufgabe ist es den Toten ohne Angehörigen ein menschenwürdiges Begräbnis zu organisieren. Dabei vertieft er sich in die Vergangenheit so einiger „Kunden“ – was man ihm nicht immer dankt. Der „Held“ ist gut durchdacht: Ob seine Geschichte, seine Neugierde, seine Zweifel, seine Menschlichkeit- Er ist dem Leser durch und durch sympathisch. In „Das Büro der einsamen Toten“ bearbeitet er zuerst den Fall eines jungen, vor seinem Tod mit Depressionen geplagten Amateur-Dichters. Dabei stößt er auf so einige, Ungereimtheiten. Haben seine Tattoos eine Bedeutung? Worauf weisen seine so gar nicht harmlosen Zeilen hin? Zu ungewöhnlich ist der Tod des jungen Mannes, als das PP (wie er von seinen Freunden genannt wird) seine Finger von der Geschichte lassen könnte. Das Interesse an seinen Fällen ist ansteckend – Ob es nun diesen Fall oder den nächsten betrifft – der Leser bleibt von Anfang bis zum Ende gefesselt. Das liegt wohl auch an der bildhaften Darstellung der Stadt Amsterdam. Falls einer der Leser diese Stadt bisher noch nicht besuchen wollte – seit diesem Roman will er/sie es bestimmt.

Der zweite und in meinen Augen noch interessantere Fall ist der Tod eines jungen Muslims. Entstellt wird sein Körper im Kanal entdeckt. Posthumus wird (beinahe ungewollt) voll und ganz in dessen Geschichte verstrickt. Die Autoren weisen gekonnt auf die Schwierigkeiten hin, die junge Menschen mit Migrationshintergrund haben können. Das Leben zwischen zwei Welten, das doch eigentlich einen großen Vorteil darstellen sollte, kann sich stattdessen in ein Gefühl des Unverständnisses verwandeln. Durch diesen Aspekt der Geschichte wird „Das Büro der einsamen Toten“ zu einem sehr aktuellen Roman, der den Leser zum Nachdenken anregt. Ein sehr gelungener erster Fall von Pieter Posthumus. Ich bin bereits gespannt auf den nächsten.