Rezension

Sehr informativer und spannender historischer Roman

Die Begine von Ulm - Silvia Stolzenburg

Die Begine von Ulm
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 5 Sternen

„...Gier vernebelt das Gehirn...“

 

Eine junge Frau flieht vor ihren Häschern. Doch sie hat keine Chance.

Dann wechselt die Geschichte nach Ulm. Wir befinden uns im Jahre 1412. Der Spielmann Gallus hofft, aus dem unbewachten Lagerhaus ein paar Kleinigkeiten stehlen zu können. Als zwei Männer die Halle betreten, versteckt er sich. Die beiden machen sich an einem Heringsfass zu schaffen. Neugierig, wie Gallus ist, wirft er später einen Blick hinein.

Die Begine Anna arbeitet im Spital. Dort wird ein Mann eingeliefert, der niedergeschlagen wurde. Wenige Tage später ist Konrad, so heißt er, tot. Anna vermutet, das er vergiftet wurde, denn er war schon auf den Weg der Besserung.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Das Eingangszitat stammt von Gallus. Er hatte eine Geschäftsidee, die ihn fast das Leben gekostet hätte.

Sehr anschaulich wird über die Medizin der damaligen Zeit berichtet.

 

„...Anna wandte sich mit einer Grimasse ab und beschloss, ihm einen Trank aus zerstoßenem Lorbeer und Wein gegen die Schmerzen einzuflößen, sobald er erwachte...“

 

Im Rat gibt es Stimmen, die die Sammlung der Beginen schließen möchten. Anna befürchtet, dass man ihr Schuld an Konrads Tod gibt. Sie bittet den Mönch Lazarus, ihr bei der Suche nach dem Mörder zu helfen. Beide ahnen nicht, dass sie in ein Wespennest stochern und sich selbst in Gefahr bringen.

Gleichzeitig stellt Anna fest, dass ihr Lazarus nicht gleichgültig ist. Das macht die Zusammenarbeit nicht unbedingt einfacher.

Anna stammt aus einer angesehenen Patrizierfamilie. Speziell ihr Bruder Jakob ist mit den Weg, den Anna geht gar nicht einverstanden.

Das Buch verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Das liegt nicht zuletzt an den komplexen Beziehungen der Protagonisten und den verschiedenen Handlungssträngen, die sich bis zum rasanten Ende nur punktuell berühren.

Dadurch aber wird das mittelalterliche Leben in Ulm vielfältig wiedergegeben. Einkäufe auf den markt, die Arbeit im Hospital und die Beschäftigungen in einem Patrizierhaushalt sind nur einige Beispiele dafür.

Anna entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einer selbstbewussten jungen Frau, die deutlich macht, was sie will.

Ein informatives Nachwort rundet die Geschichte ab.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Nicht die Themen aus dem medizinischen Bereich zeugen von umfangreicher Recherche der Autorin.