Rezension

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Sehr realistischer und spannender Krimi, der berührt und nachdenklich stimmt

Unter die Räder gekommen - Peter Märkert

Unter die Räder gekommen
von Peter Märkert

Die drei Jugendlichen Kristof, Timo und Fabian stehen wieder vor Gericht. Noch in der Bewährungsphase sind sie erneut straffällig geworden. Fabian, gerade mal 18 Jahre alt, ist eher ein Mitläufer, kein aktiver Täter, aber er hat eben mitgemacht und dieses Mal wird wohl auch er nicht mit einer erneuten Bewährungsstrafe davonkommen, auch wenn seine sehr engagierte Bewährungshelferin Marie alles dafür tut. Fabian hat ihr erklärt, wie sehr in die U-Haft mitgenommen hat, er hat Angst vor dem Eingesperrtsein, vor den anderen Gefangenen. Marie will ihm so gerne helfen, sie weiß, daß eine Haftstrafe bei ihm nichts zum Positiven bewirken würde.

Das Gericht ordnet offenen Vollzug an, der noch nicht sofort anzutreten ist, zunächst befinden sich die 3 Jugendlichen auf freiem Fuß. Den ersten Abend verbringen sie natürlich direkt wieder zusammen, obwohl Timos Vater es seinem Sohn ausdrücklich verboten hat. Auch Kristof gerät mit seinem brutalen Stiefvater aneinander. Dann fasst sich Fabian auch noch ein Herz und erzählt seinen Kumpels, was ihm schon seit langem auf der Seele brennt.

Stunden später ruft man die Polizei, weil Kristof erschossen auf der Straße liegt. Was ist passiert? Mußte Kristof sterben, weil er mit seinen kriminellen Taten an den Falschen geraten war oder wollte sich jemand rächen? Oder liegt der Schlüssel zu diesem Verbrechen ganz woanders, in einem Missbrauch, der vor Jahren begonnen hat und dessen Täter ohne jegliches Schuldgefühl neue Opfer sucht?

Dieser Krimi fesselte mich von der ersten Seite an. Er ist absolut realistisch geschrieben und gibt Einblicke in die Gedanken von Opfern und Tätern. Man macht sich selbst ein Bild, man leidet, man verabscheut und man kann verstehen, welche verschiedenen Auslöser dazu führen, das Kinder "unter die Räder kommen". Der Roman schafft es sehr gut, aus verschiedenen Blickwinkeln Opfer und Täter zu betrachten und stimmt nachdenklich. Schnell verurteilt man vielleicht junge Straffällige. Aber was haben sie oftmals schon seit frühester Kindheit erlebt? Welcher Gewalt, ob psychisch oder physisch waren sie ausgesetzt? Zudem wird gezeigt, wie wichtig das soziale Umfeld ist, ein gut funktionierendes Netzwerk aus Jugendamt, Bewährungshilfe, Schule und Polizei, gerade wenn die Kinder und Jugendlichen aus dem Elternhaus keine Hilfe erfahren oder gerade hier die schlimmste aller Gefahren lauert.