Rezension

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Sehr ruhige Art von Krimi mit einem sympathischen Pater Kern

Die Madonna von Notre-Dame - Alexis Ragougneau

Die Madonna von Notre-Dame
von Alexis Ragougneau

In Notre Dame wird die Leiche einer jungen, sehr attraktiven Frau, die komplett und sehr aufreizend in weiß gekleidet war, aufgefunden. Sie hat mehrere Stunden auf einer Gebetsbank gesessen und obwohl sie einem Aufseher und einem Küster aufgefallen war, hatte niemand bemerkt, daß sie tot war. Schließlich wird ihr Tod entdeckt, als eine Touristin sich neben sie setzt. Verwertbare Spuren und Zeugen zu finden gestaltet sich von Anfang an schwierig für die Polizei, denn Notre Dame wird in der Regel von ca. 50.000 Besuchern am Tag aufgesucht und ausgerechnet am Vortag, dem 15. August - Mariä Himmelfahrt - war extrem viel Betrieb. Die junge Frau war schon während der Prozession aufgefallen, da sie in vorderster Reihe neben der Statue der Jungfrau Maria schritt und so einen Streit mit einem jungen, extrem gläubigen Mann provoziert hatte. Dieser junge Mann scheint wohl etwas gestört zu sein, denn er hält die Jungfrau Maria für seine Schwester und hält sich oft in Notre Dame auf. Dies ist denn nun auch der erste Tatverdächtige der Polizei und als dieser Mann später zur Beichte zu Pater Kern kommt, wird er sofort von der Polizei verhaftet. Man will den Fall schnell abschließen und dieser junge verirrte Mann scheint der geborene Tatverdächtige zu sein. Die Durchsuchung seines Zimmers und die Befragung des Mannes verfestigen das Bild eines gestörten Menschens. Doch er leugnet die Tat stets. Der ruppige Commandant Landard setzt ihm sehr zu und es geschieht ein schlimmer Zwischenfall. Als die Untersuchung offiziell beendet wird, sind einige Personen dennoch nicht mit der Aufklärung des Falls zufrieden. Pater Kern, der kleine schmächtige Priester, der mit einem schlimmen Leiden zu kämpfen hat, die junge Staatsanwältin, die von Gewissensbissen geplagt wird und ein junger Polizist, dem ebenfalls sein Gewissen Probleme bereitet. Pater Kern, der auch Seelsorger im Gefängnis ist, holt sich Rat bei einem Insassen und startet mehr oder weniger geplant eigene Recherchen zum Mord an der jungen Frau. Doch diese Ermittlungen bleiben nicht unentdeckt und Pater Kern gerät selbst in große Gefahr.

Zu viel sei nicht verraten. Der Krimi als solcher ist nicht so stark ausgearbeitet. Zu Beginn des Romans hatte ich den Eindruck eines sehr spannenden und verzwickten Kriminalfalls, doch dies ist leider nicht der Fall. Der Roman bietet eigentlich viel Potential, doch dies wird meiner Meinung nicht genutzt. Sehr viele Seiten werden auf die Krankheit und Kindheit Pater Kerns verwendet. Ein wenig mehr hätte es hier auch getan. Besser wäre es gewesen, die Suche nach dem Täter spannender und verzwickter herauszuarbeiten. So wird der Täter leider nur kurz am Ende des Buches wie auf dem Silbertablett serviert, präsentiert. Hier hätte sich viel mehr Spannung aufbauen lassen können. Auch die Rückblenden in eine Kriegssituation sind sehr verwirrend und lösen sich nur teilweise am Ende des Buches auf. Das Buch las sich ansonsten gut und auch auch der Schreibstil ist nie langweilig oder langatmig, aber zu einem guten und spannenden Krimi fehlt leider doch noch Einiges. Dennoch würde ich mir gerne weitere Krimis um den sympahtischen Pater Kern wünschen. Ein Erstlings-Roman kann immer noch verbessert werden.