Rezension

Seine Geschichte, ihre Sichtweisen

Notes on an Execution -

Notes on an Execution
von Danya Kukafka

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Notizen zu einer Hinrichtung“ beginnt mit einem Statement, das einer Wucht gleicht: Ansel Packer wartet auf seine Hinrichtung. Nur noch wenige Stunden bleiben ihm bis zu seinem Tod.

 

Diese Stunden bilden das Grundgerüst des Romans. Ansels Kapitel, in der Du-Perspektive geschrieben, sind nur gespickt mit Informationen aus der Vergangenheit. Wenige Details werden offenbart, dafür umso mehr Gefühle. Der Rückblick auf sein Leben geschieht in Kapiteln aus der Sichtweise seiner eigenen Mutter, der Schwester seiner ehemaligen Freundin und einer Polizistin, die in dem Fall ermittelt, für den Ansel angeklagt wurde. Seine Geschichte ist es im Roman aber nicht, denn solche Täter werden hinreichend beleuchtet und in den Fokus gerückt. Genug Medien stellen Serienmörder in den Vordergrund und vernachlässigen die Opfer. „Notizen zu einer Hinrichtung“ ist eine frische Abwechslung. Zahlreiche weibliche Betroffene erzählen hingegen ihre Geschichten.

 

Besonders gefallen hat mir Danya Kukafkas Umgang mit Gut und Böse. Ansel selbst philosophiert häufig sehr ernst über das Wesen des Menschen. In genau dem Sinne ist keiner der Charaktere vollständig gut oder vollständig böse. Gleichzeitig hält man den Atem an, denn in dem literarischen Roman, der sensible Themen anspricht, kommt die Spannung nicht zu kurz. Und oben drauf noch ein unvergleichbarer, manchmal poetischer Erzählstil in leisen Tönen von unglaublicher Explosionskraft.