Rezension

So macht Geschichte Spaß

Die Markgräfin - Sabine Weigand

Die Markgräfin
von Sabine Weigand

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mit zehn wurde sie zum ersten Mal verheiratet. Mit zwölf ist sie bereits Witwe. Nur wenige Jahre später wird sie von ihren Eltern an den König von Böhmen verschachert, der sie aber nie heimführt. Als sie endlich ihr eigenes Leben führen will, sperren ihre Brüder sie ein: als Vorlage für ihren Roman „Die Markgräfin“ hat die Historikerin Sabine Weigand die Lebensgeschichte der Barbara von Ansbach verwendet, die im 15./16. Jahrhundert gelebt hat. Allerdings hat Weigand die Handlung um rund 50 Jahre nach vorne gerückt, um den zweiten Markgrafenkrieg und die Zerstörung der Stadt Kulmbach in die Geschichte mit einfließen zu lassen. Diese kleine historische Schwindelei ist allerdings verschmerzbar – macht sie die Handlung doch noch ein bisschen spannender und dramatischer. Ansonsten bleibt Weigand aber sehr eng an der überlieferten Biografie der Markgräfin, historische Quellen, wie Briefe, werden zum Teil wörtlich wiedergegeben. Allerdings verliert sich die Spur der echten Barbara von Ansbach irgendwann, was mit ihr passiert ist, lässt sich nur vermuten. Hier setzt nun die Fiktion ein. Wie Weigand die historischen Lücken füllt und die Geschichte dieser interessanten Frau weiterspinnt, ist aber mehr als gelungen. Entstanden ist ein spannender, mitreißender und bewegender Roman, der wieder einmal zeigt, wie wenig Frauen in der Vergangenheit gegolten haben, wie wenig Rechte sie hatten.

Spannend ist der Roman vor allem, weil Weigand ihn zusätzlich auf zwei Zeitebenen spielen lässt: Parallel zu den Geschehnissen im 16. Jahrhundert, gibt es noch einen Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt. Bei Renovierungsarbeiten auf der Plassenburg im fränkischen Kulmbach entdecken Handwerker die Knochen eines Säuglings, das Skelett ist etwa 400 bis 500 Jahre alt. Ein kleines Forscherteam macht sich nun daran, das Geheimnis hinter diesem Knochenfund aufzudecken und enthüllen dabei auch die Geschichte der Markgräfin Barbara von Ansbach.

Sprachlich ist der Roman eher gediegen und in dem Handlungsstrang, der im 16. Jahrhundert spielt, Weigand hat ihre Sprache der damaligen Zeit angepasst. Das macht den Roman allerdings sehr authentisch. In der Summe in interessanter, gut recherchierter historischer Roman. Und Weigand hat es geschafft, dieser vom Schicksal gebeutelten Frau ein wahrhaftiges Denkmal zu setzen.