Rezension

Soap Opera mit schwachen Fällen

Wo niemand dich rettet -

Wo niemand dich rettet
von Helen Fields

Bewertet mit 2 Sternen

„Wo niemand dich rettet“ ist bereits der fünf Band rund um Ava Turner und Luc Callanach, die gemeinsam in Edinburgh unter der Schreibfeder von Helen Fields ermitteln. Warum nun auf einmal die Stilistik der Titelwahl geändert werden musste, das bleibt fraglich, denn so wird auch aufgebrochen, dass man ein klares Reihenmerkmal hat. „Wo niemand dich rettet“ hat bei mir auch am längsten von den fünfen auf dem Lesestapel gelegen, obwohl ich die Reihe bislang eigentlich ganz gerne mochte. Doch inzwischen greife ich nicht mehr so selbstverständlich bei Thrillern und Krimis zu und dieser fünfte Band hat mir bewiesen, warum.

Zunächst muss man sagen, dass ich das Figurenrepertoire inzwischen echt zu schätzen weiß. Tripp, Monroe, Lively, Overbeck, die begleiten einen nun schon so lange und es hat doch immer etwas Gemütliches zu seinem Personenkreis zurückzukehren, von denen sofort vor Augen etwas entsteht. Dennoch standen Luc und Ava natürlich deutlich mehr im Fokus und immer ging es darum, dass sie beruflich und privat eigentlich so eng sind, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis da auch die letzte Grenze überschritten ist. Band 5 ist nun der Showdown zu diesem Thema und es hat mich leider nicht überzeugt. Es kam für mich einerseits aus dem Nichts, weil speziell Ava sehr leugnend zuvor noch war, während es bei Luc immerhin gepasst hat. Wie dann aber gleich so ein Drama dazwischen geschoben wurde, das hat mich bald schon an Soap Opera erinnert. Zumal es dann eben nicht diese eine Szene war, sondern es war doch sehr dominant. Wenn ich zu diesem Genre greife, dann will ich auch dieses Genre geliefert bekommen. Zwar will ich auch mit den Figuren wachsen und reifen und da gehören eben auch private Verwicklungen zu, aber es geht gar nicht, wenn dann das berufliche Geschehen so dilettantisch dargestellt wird, dass man aus dem Augen rollen nicht mehr herauskommt. Auch wenn Ava mir am Ende sogar zustimmt, das nimmt natürlich nicht den Ärger weg. Vielleicht hat Fields den Band aber auch bewusst so gestalten wollen, um quasi einen Bruchpunkt zu schaffen, aber dann war das keine clevere Entscheidung.

Wenn wir etwas genauer auf die Thriller-Anteile schauen, dann wird nicht nur chaotisch und fahrlässig gearbeitet, sondern die Fälle waren leider auch nicht gut gestaltet. Schon der Klappentext weist einen Fehler auf, weil ich mich nach dem ersten Kapitel die ganze Zeit fragte, wo war jetzt bitte die SozialarbeiterIN, wo war diese ominöse Frau? Dass es am Ende ein großer Spoiler war, habe ich dann relativ schnell auch herausgefunden. Am Ende hat mich dann einfach auch geärgert, dass die Charakterisierung auch nicht aufrechterhalten wurde, aber das würde zu sehr spoilern, wenn ich da jetzt ins Detail gehen würde. Aber es gibt noch einen zweiten Fall, der Luc eher persönlicher betrifft. Aber auch hier: offensichtlich wie Kloßbrühe. Deswegen gab es am Ende zwei parallel laufende Showdowns, die nur noch an sich spannend geschrieben waren, die aber an Enthüllungen nichts geboten haben. Das Buch hat wirklich Glück, dass es sich insgesamt so schnell lesen ließ trotz der zahlreichen Kritikpunkte. Denn inhaltlich hat Helen Fields hier bei Weitem nicht abgeliefert.

Fazit: „Wo niemand dich rettet“ ist der fünfte Edinburgh-Krimi von Helen Fields und deutlich der schwächste. Im Privaten zu sehr Soap Opera, im Beruflichen zu fahrlässig und offensichtlich konstruiert. Leider ein Flop.