Rezension

Sonne, Wärme, Stockfisch

Portugiesisches Erbe - Luis Sellano

Portugiesisches Erbe
von Luis Sellano

Bewertet mit 4 Sternen

Cover

 Das Cover lädt doch richtiggehend zum Reisen ein, findet ihr nicht auch? Gut der dunkle Himmel ist vielleicht nicht so einladend, aber auch unser Sommer ist nicht gerade nur durch Sonnenschein gesegnet und so ein Sommer wie damals bei Noah ist doch auch mal was Feines. Das Einzige, was ich an der Aufmachung Schade finde, meiner persönlichen Meinung nach, ist das es trotz Atmosphäre nicht wirklich von anderen abhebt. Vom Blau und der Aufmachung hätte es auch "Provenzalische Intrige" und Co. sein können . . .
Erwähnen muss man aber auf jeden Fall, das sich unter den Klappen eine Karte mit den Markierten "Hauptdrehorten" findet. Sehr schöner Zusatz. Gerade jemand der schon mal in Lissabon war, findet vielleicht bekannte Plätze wieder.

Handlung

Eine Reise nach Lissabon verband man wohl eher mit Sonne und Erholung. Nicht mit einem unerwartetem Erbe, Rätsel und einigen Blessuren. Doch schon als Henrik Falkner aus dem Taxi stieg, roch es irgendwie seltsam. Und das lag nicht an dem ganzen Stockfisch überall! Denn aus einem Erbe, einem etwas zu großzügigem Kaufangebot und einem Hinweis seines verstorbenen Onkels, entwickelte sich für den Ex-Polizist ein Abenteuer, mit dem keiner so gerechnet hatte.  Und bald stehen nicht nur die Umstände seines Todes im Zweifel. Die Kreise werden weiter, und ohne das Henrik es so richtig bemerkt hatte, erkennt er das er längst in einem Fall steckt, der tiefer geht als alles, was er bislang erlebt hat. Und die Leichen im Keller werden dabei nicht weniger . . .

Charaktere

Henrik ist stur. Das passt auf ihn einfach am besten. Er kann sich ganz schön in eine Sache verbeißen, glaubt dabei an Gerechtigkeit und ist manchmal überraschend Risikofreudig. Dabei hat er aber auch immer seine Umgebung und besonders die Menschen, welche ihm am Herzen liegen im Blick. Manchmal etwas raubeinig ist er also wirklich kein schlechter Kerl, auch wenn seine Vergangenheit ihm manches Mal heimsucht. Dass man das Buch aus seinem Blickwinkel liest, ohne das es aus der Ich-Perspektive geschrieben wurde, macht es zudem leicht sich in ihn hineinzuversetzen. Die Nebencharaktere, von denen ich mich zwischendurch fragte, wie "Neben" sie denn nun genau sind, sind ebenfalls gut gezeichnet und haben viel Potenzial für spätere Verwendung. 

Schreibstil

Der Stil ist locker und zwanglos und gibt damit sehr gut dem Charakter des Protagonisten einen festen Boden.  Dabei legt der Autor großen Wert die Atmosphäre von Lissabon einzufangen. Von der Schwüle, der Sonne und dem ganzen Trubel, der einem einfach mitreißt. Ein kleines bisschen zu weit ist er dabei gegangen für mich. Zumindest was die Straßennamen und Plätze anging, mit denen er gerade am Anfang geradezu um sich warf und ich mich ein bisschen verwirrt und überfordert zurückließ. Darüber hinaus war der Stil sehr ansprechend und weder zu lasch, noch zu anspruchsvoll. So richtig etwas um einfach mal einen, oder mehr, Tage faul auf dem Balkon zu verbringen.

Meinung

Das Buch hat mir im allgemein wirklich Spaß gemacht, auch wenn ich mit etwas anderem gerechnet habe. Ich ging davon aus, dass der tot des Onkels im Vordergrund stehen würde, stattdessen überraschte der Autor aber die Leser und seinen Protagonisten gleichermaßen mit einem ganz anderem Fall. Der war nicht weniger spannend, und auch wenn es, wie es sich für einen Krimi gehört, ein paar tote gibt, hält sich Blut und Co sehr zurück. Spannung, Fall und alles drum herum stehen mehr im Vordergrund als Blut und Gedärm.  5 Sterne für einen Krimi der ganz anders ist als man denkt, einen überrascht und man gespannt ist ob Band 2 Fragen klärt oder mehr aufwirft. Wir sind gespannt.