Rezension

Spannend ind informativ

Die Heilerin vom Strahlenfels - Antonia Salomon

Die Heilerin vom Strahlenfels
von Antonia Salomon

Bewertet mit 5 Sternen

„...Man unterscheiden lernen, indem man genau beobachtet, was der Mensch tut, und nicht, was er sagt....“

 

Katharina von Velden ist mit dem Reichsritter Thassilo von Wildenstein verheiratet. Es war, im Gegensatz  zu den Gepflogenheiten der damaligen Zeit, eine Liebesheirat. Sie lebt auf Burg Strahlenfels, unweit von Nürnberg. Katharina ist Heilerin. Ihr Wissen hat sie auch aus Büchern des nahen Nonnenklosters. Der Päpstliche Inquisitor Bonifazius warnt sie. Sie solle sich auf ihre Aufgaben als Frau beschränken.

Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte beginnt im Jahre 1509. Die Protagonisten sind ausgezeichnet charakterisiert.

Katharina ist eine junge Frau, die ihre Begabung für die Heilkunst gern in den Dienst für die Menschen stellt. Thassilo, ihr Gatte, lässt ihr dabei weitgehend freie Hand.

Bonifazius fällt durch seinen Fanatismus auf. Die Heilkunst der Frauen sieht er als Hexenwerk. Da er sich an Katharina nicht vergreifen kann, klagt er Bürgersfrauen an. Der Schmerz seiner Opfer ist für ihn eine innere Befriedigung.

Gut gefallen hat mir, dass auch Nebenrollen ausreichend dargestellt wurden und selbstständige Entwicklungsmöglichkeiten hatten.

Das Buch lässt sich zügig lesen. Dazu tragen nicht nur die kurzen Kapitel, sondern auch die vielschichtige Handlung bei. Die Geschichte und Katharina und Bonifazius ist geschickt eingebettet in die historischen Ereignisse der Zeit. Dazu gehören die Kriege des Kaisers ebenso wie die aufkommende Reformation. Die Autorin versteht es, ein gekonntes Zeitgemälde zu gestalten. Sie führt mich als Leser nicht nur in die Burg Strahlenfels, sondern auch zu den Kranken der Stadt, in die Folterkammer des Papstes, auf die Empfänge des Adels und an der Seite von Bonifazius zu einer Audienz bei dem Papst. Deutlich wird herausgearbeitet, dass die Einstellung zu Ketzern und Hexenwesen selbst in kirchlichen Kreisen oft diametral war. Verschiedene Bischöfe lehnten das Tun des Inquisitors ab.

Der Schriftstil des Buches ist heutigen Lesegewohnheiten angepasst. Die Orte werden so ausführlich beschrieben, dass sich sofort ein Bild vor den Augen formte. Gleiches gilt für die Garderobe der Protagonisten. Passende Metapher finden dabei Verwendung. Die Emotionen der Personen werden ausgezeichnet wiedergegeben.  Angst und Schmerz, Wut und Hass, Freude und Zuneigung möchte ich besonders hervorheben. Ein fachliches Thema durchzieht das Buch von Anfang bis Ende. An mehreren Stellen wurden Information über Heilkräuter, ihre Gewinnung und Anwendung gekonnt in die spannende Handlung integriert. Auch Ernährung und Hygiene der damaligen Zeit werden thematisiert.  Dadurch konnte ich eine Menge dazulernen.

Das in Weiß gehaltene Cover mit dem Blumenstrauß in der Hand der Frau und der grünen Schrift ist gelungen. Das  Weiß steht für mich als Farbe der Unschuld der von fanatischen Männern verfolgten Frauen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mich nicht nur ausgezeichnet unterhalten, sondern mir viele neue Informationen vermittelt. Gleichzeitig setzt die Autorin damit den heilkundigen Frauen ein schönes Denkmal und zeigt, dass Fanatismus zu jeder Zeit nur Leid und Schmerzen brachte.