Rezension

Spannend und informativ

Das Juliusspital. Ärztin in stürmischen Zeiten - Nadja Beinert, Claudia Beinert

Das Juliusspital. Ärztin in stürmischen Zeiten
von Nadja Beinert Claudia Beinert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ella dachte oft, dass kluge Frauen ein Giftstachel im Fleisch der Gesellschaft waren, unliebsame Elemente, die man unbedingt loswerden wollt, weil sie wehtaten...“

 

Sie hatte es selbst bei ihrer Mutter erlebt, die gern Ärztin werden wollte und den Beruf nur heimlich an der Seite ihres Mannes ausführen darf. Ihrer Tochter Henrike wollte sie ein solches Leben ersparen, deshalb weiß die nur wenig über die Vergangenheit ihrer Großmutter. Außerdem hält Ella sie vom Juliusspital fern. Sie kann aber nicht vermeiden, dass Henrike sie besucht, als Ella selbst ins Juliusspital eingewiesen wird.

Die Autorinnen haben einen spannenden historischen Roman geschrieben. Wieder geht es um die Rechte der Frau auf Bildung. Während in anderen Teilen Europas Frauen schon Medizin studieren dürfen, ist Bayern noch weit davon entfernt.

Der Schriftstil ist ausgereift. Er bringt die historischen Zusammenhänge gut zum Tragen.

Henrikes Besuch in Spital hat Folgen. Sie lernt die Arbeit bei den psychisch kranken Menschen kennen. Sie will Ärztin für diese Patienten werden. Doch ihre Eltern sind dagegen. Nun wendet sie sich ihren Großeltern zu.

Wir schreiben das Jahr 1896. Während Henrikes Antrag auf Gasthörerschaft abgelehnt wird, geht aus Würzburg eine wissenschaftliche Entdeckung um die Welt. Conrad Röntgen entdeckt Strahlen, die den menschlichen Körper durchdringen. Der Wissenschaftler wird von seinen Freunden so beschrieben:

 

„...Conrads besondere Fähigkeit lag in der genauen und gewissenhaften Detailarbeit, er war Experimentalphysiker vom alten Schlag. Fast zärtlich ging er mit seinen physikalischen Apparaturen um...“

 

Während Röntgen öffentliche Auftritte und Diskussionen scheut, greifen die Massen nach seiner Erfindung. Jeder möchte sich durchleuchten lassen. Dass die Strahlen auch Gefahren mit sich bringen könnten, interessiert keinen. Vivianne, Henrikes Großmutter, wird das später im Selbstversuch feststellen.

Henrike bringt das erste Exemplar einer Frauenzeitschrift heraus. Damit folgt sie den Spuren ihrer Großmutter. Das ist in Bayern Frauen verboten. Als sie auffliegt, fällt ihr Vater aus allen Wolken. Doch wenige Tage später spielt all das keine Rolle mehr. Henrike erkrankt an Tuberkulose. Es geht um Leben und Tod.

Spannend fand ich die Diskussionen um Frauenrechte. Während Röntgen zu denjenigen gehörte, die ein Frauenstudium befürworteten, trat Professor Oliver von Leube permanent dagegen ein. Ihm Htte Henrike auch die Ablehnung zu verdanken.

Ein informatives Nachwort vertieft die historischen Fakten.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.