Rezension

spannende, actionreiche Unterhaltung mit Blick auf Zukunft und Vergangenheit

Feinde der Zeit - Julie Cross

Feinde der Zeit
von Julie Cross

Zitat:
„Tempest hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Welt vor Veränderung unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf unnatürlichen und unmoralischen Wegen zu bewahren.“
(S. 25)

„Du musst dich erst in deine Rolle einfühlen. Sie ein charmanter, sexy Typ.“
Offenbar war ich das also noch nicht.
(S. 87)

Inhalt:
Jackson hat eine sehr schwere Entscheidung getroffen, die erste uneigennützige Tat in seinem ganzen Leben: Er hat Holly nicht kennengelernt.

Um sich abzulenken, geht er zu seinem Vater und erklärt diesem, was in der Zukunft passiert ist und dass er von nun an für Tempest arbeiten will.

Er wird zusammen mit den anderen Agenten ausgebildet. Bei einem Prüfungseinsatz passiert es dann: Feinde der Zeit greifen ihn und seine Team-Partnerin an. Entgegen aller Erwartungen blickt Jackson in viele bekannte Gesichter. Totgeglaubte Gesichter.

Die Feinde der Zeit drehen wieder fleißig am Geschichtsrad der Welt, im Auftrag einer Organisation namens Eyewall. Jackson wird gemeinsam mit seiner Partnerin Kendrick und seinem Vater auf einen echten Einsatz geschickt. Dort trifft Jackson wieder auf die junge Zeitreisende Emily, die erneute Warnungen im Gepäck hat. Noch immer hat Jackson niemandem von ihr erzählt.

Die EOTs (Feinde der Zeit) haben eine Organisation in der Gegenwart gegründet und auf die Zeitreisenden angesetzt, ebenfalls eine Untergruppierung der CIA: Eyewall, der durchaus das ein oder andere bekannte Gesicht angehört. Wem kann Jackson noch trauen?

Meinung:
Ich wurde bereits vorgewarnt, dass sich der Einstieg etwas schwieriger gestalten könnte. Dennoch wurde ich auf den ersten Seiten stets noch verwirrter. Julie Cross hat mir kaum einen Rückblick auf Vergangenes gewährt, was es mir sehr erschwerte, wieder in die Geschichte einzutauchen und mich an alles zu erinnern.

Nachdem Jackson, in dem Glauben, Holly „gerettet“ zu haben, in das Ausbildungsteam von Tempest aufgenommen wird, gibt es ebenfalls nur ein paar winzige Wiederholungen von Julie Cross‘ Theorie zu den Zeitreisen. In Form von Jacksons Tagebuch, das an seinen (nicht mehr) besten Freund Adam gerichtet ist, gibt er seine Gedanken zu den von ihm hergestellten Parallelwelten und Zeitschienen preis.
Um ehrlich zu sein, las ich während des Buches oft über die Zeitreisetheorien drüber, ohne mir genauere Gedanken zu machen oder darüber zu grübeln, mir gar Zeichnungen zu machen, um die Thesen festzuhalten. Denn ich bin mir nicht ganz sicher, ob sich mir die Logik des Ganzen einfach nicht erschließen will oder ob es tatsächlich nicht immer ganz logisch ist.
Ich nahm daher einfach alles als gegeben und konzentrierte mich auf die actionreiche Story drumherum, die sowieso die Hauptrolle in dem Buch spielt.

Der Protagonist Jackson Meyer natürlich mittendrin. Er schildert uns erneut aus Ich-Perspektive die Ereignisse und wir sind immer mitten im Zeitgeschehen. Durch seine uneigennützige Entscheidung, Holly besser von sich fern zu halten, ist er gereift. Er benimmt sich nicht mehr ganz so kindisch wie noch im ersten Teil. Er versucht, alles wieder gut zu machen. Jedoch wird die Liste, was er alles korrigieren sollte, im Laufe des Buches länger und länger. Jackson ist noch nicht über Holly hinweg, was ihn in eine prekäre Situation bringt, als er einer ganz anderen Version von ihr plötzlich gegenübersteht.
Die Mit-Auszubildenden Agenten wissen nicht, dass er einer der „Feinde“, im Prinzip selbst ein EOT (Enemy of Time) ist, der durch die Zeit reisen kann. Der Rest von Tempest ist auf verschiedene Fachgebiete spezialisiert, selbst zukünftige Technologie ist darunter, aber Jacksons Fähigkeit schlägt alles und daher muss sie verheimlicht werden.

Die Mit-Agenten bei Tempest boten eine Fülle an neuen Charakteren, die für jeden Geschmack etwas zu bieten haben.
Agent Stewart, neben Jacksons Partnerin Kendrick die einzige Frau, ist nicht gerade gut auf Jackson zu sprechen. Sie schwärzt ihn an und macht ihm das Leben schwer. Liegt es nur daran, dass sie sich fürchtet, Jackson könnte ernsthafte Konkurrenz sein? Anfangs hätte ich nie gedacht, wie sich die Beziehung zwischen Jackson und Stewart noch verändern wird. Ihre sehr interessante Vergangenheit und ihre ganz besondere Beziehung zu Tempest haben es in sich.

Dadurch, dass Jackson noch die Warnung im Hinterkopf hat, niemandem zu vertrauen, hat es auch seine Partnerin Kendrick nicht leicht. Jackson spann ein Netz aus Schwindel und Lügen, bis er diese nicht weiterführen konnte. Doch Kendrick steht ihm zur Seite. Denn keine/r versteht Jacksons innerste Beweggründe so gut wie sie.

Wie bereits erwähnt, war es manchmal sehr schwer, den „technischen Details“ zu den Zeitreisen zu folgen. Halbsprünge, ganze Sprünge, Supersprünge oder doch ein Thomas-Sprung? Zeitschienen, Paralleluniversen und der Vortex.
All dies konnte mir jedoch nicht den Spaß an der actionreichen Geschichte verderben. Denn hier konnte mir Julie Cross wieder einiges bieten. „Feinde der Zeit“ wimmelt von Einsätzen, Kampfszenen, futuristischen Waffen und anderen „Agentenspielchen“. Die Spannung kam dabei nie zu kurz, der Humor ebenso wenig, die Zuordnung zu „gut“ und „böse“ fiel immer schwerer.
Durch zahlreiche Intrigen und Verkettungen erfahren wir etwas über die von der Autorin geschaffene Zukunft und erhalten kurz vor Ende noch einen ganz besonderen Einblick. Die Folgen davon führten zu einem „bösen“ Abschluss des Buches und gleichzeitig zu hohen Erwartungen an den nächsten Einsatz gegen die „Feinde der Zeit“.

Urteil:
Überraschende Momente, die manchmal Fiktion und Wahrheit verschwimmen lassen, stets neue Gegner und jede Menge Action zeichnen „Feinde der Zeit“ aus. Lediglich die Theorien über Zeitreisen, deren ständiges Verwerfen, neu Aufrollen und wieder Verwerfen schmälerten meinen Lesespaß etwas, weil ich dem wissenschaftlichen Teil davon manchmal einfach nicht mehr folgen konnte. Wer dies jedoch ausblenden kann wie ich, bekommt einen tempohaften, spannenden Agenten-Thriller mit Blick in die Zukunft. 4 Bücher für Jackson Meyers Kampf gegen die „Feinde der Zeit“.

Wer Band 1 mochte, wird auch um die Fortsetzung nicht herumkommen. Vielleicht wäre das Lesen einer Zusammenfassung des ersten Teiles von Vorteil, um wieder besser in die Zeitreisetheorien hineinzufinden. Wen kleine Erinnerungslücken aber nicht stören, der wird mit „Feinde der Zeit“ jede Menge Spaß haben.

Die Serie:
Sturz in die Zeit
Feinde der Zeit
Originaltitel: Timestorm
(Erscheinungsdatum: Januar 2014)

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