Rezension

Spannende Familiengeschichte mit Krimielementen, teilweise etwas ausschweifend

Heimwärts -

Heimwärts
von Kate Morton

Bewertet mit 4 Sternen

Am Heiligabend im Jahr 1959 picknickt eine Mutter mit ihren Kindern am Bach in der Nähe ihres Hauses. Als der örtliche Gemischtwarenhändler Percy seine letzte Bestellung ausliefert, macht er eine schreckliche Entdeckung. Die Mutter, Isabel Turner, und ihre Kinder sind tot. An einem unteren Ast eines Baumes hängt das Weidenkörbchen, in dem das erst 6 Wochen alte Baby wohl geschlafen hat, aber nun spurlos verschwunden ist. Niemand kann sich erklären was passiert ist. Es besteht der Verdacht eines erweiterten Suizids aber es gibt keine Hinweise dafür. Die Ermittlungen der Polizei dauern lange an, führen jedoch zu keinem Ergebnis und werden irgendwann eingestellt.

Rund 60 Jahre später wird die Journalistin Jess Turner von London in ihre Heimat Australien, genauer nach Sydney, gerufen, da ihre Großmutter Nora einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegt.
Jess ist größtenteils bei ihrer Großmutter aufgewachsen und hat eine enge Bindung zu ihr. Im Krankenhaus trifft sie auf eine kaum noch ansprechbare Nora, die dahindämmert und verworrene Dinge murmelt. Immer wieder fällt der Name Isabel und Halkyon, der Name des Anwesens in den Adelaide Hills, wo einst das tragische Ereignis stattfand.
In Noras Haus findet Jess ein altes Buch eines ihr unbekannten Autors, der diese tragische Geschichte erzählt. Der Mann war amerikanischer Journalist, hat viel über das Ereignis recherchiert und das Buch mit seinen Erkenntnissen unter dem Titel „Als würden sie schlafen“ verfasst.
Jess erfährt, dass es eine Verbindung zu ihrer eigenen Familiengeschichte und dem Anwesen Halkyon gibt.

Kate Morton erzählt hier eine Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen gemischt mit Krimielementen.
Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mit der Geschichte warm zu werden aber irgendwann hat sie mich gepackt und ich wollte mehr über dieses rätselhafte Ereignis erfahren.
Die Idee, die Ereignisse der Vergangenheit als „Buch im Buch“ zu erzählen hat mir grundsätzlich gut gefallen. Allerdings werden hier, typisch journalistischer Stil, viele Dinge viel zu detailreich und kleinteilig erzählt. Das ist oft sehr ausschweifend und könnte stellenweise fast langweilig werden.
Daneben verliert sich Kate Morton auch in dem Anteil, der in der Gegenwart spielt, oft in Kleinigkeiten und ihr Schreibstil ist öfter mal etwas langatmig.
Aber durchhalten lohnt sich, denn insgesamt ist diese komplexe Handlung doch recht spannend. Da gibt es einige Überraschungen und Twists rund um das Rätsel aus den Adelaide Hills.

Kate Morton nimmt sich viel Raum, die Figuren zu entwickeln und so lernen wir Großmutter Nora dann auch als junge Frau kennen und erleben ebenfalls Jess Mutter als junge Frau und in der Gegenwart, so dass hier drei Frauen aus drei Generationen die Protagonistinnen sind.
Jess Bild ihrer geliebten Großmutter gerät immer mehr ins wanken, je mehr sie aus der Vergangenheit erfährt.

Ich liebe dicke Schmöker und scheue mich nicht vor dicken Büchern mit vielen Seiten. Aber hier wären 100 bis 150 Seiten weniger auch in Ordnung gewesen.
Diese komplexe Geschichte bietet einen interessanten, atmosphärischen und auch spannenden Plot mit einer überraschenden Auflösung, dem etwas Straffung gut getan hätte. Facettenreiche Figuren und ein schönes Setting runden die Handlung ab, so dass ich meine Lesereise nach Australien auch genießen konnte.

Fazit: 4 von 5 Sternen

 

 

© Fanti2412