Rezension

Spannende Lebensgeschichte mit politischem Ansatz

Muksmäuschenschlau - Yigit Muk

Muksmäuschenschlau
von Yigit Muk

Bewertet mit 4 Sternen

Yigit Muk wächst in Berlin-Neukölln auf und hat damit schon schlechteste Voraussetzungen für Abitur und Studium. Er besucht Schulen, auf denen es die Regel ist, keinen Abschluss zu bekommen. Seine Freunde und er (selbst die Deutschen) sprechen nur rudimentäres Deutsch. Und tatsächlich schlägt er früh eine Karriere zum gewaltbereiten Kriminellen ein. Doch als der kleine Bruder eines Freundes krank wird und stirbt, beginnt er umzudenken. Heute studiert er Wirtschaftswissenschaften und hat das Abitur mit 0,9 bestanden.

Hätte ich Yigit Muk nicht persönlich kennengelernt, hätte ich dieses Buch wohl nie gelesen. Das wäre Schade gewesen, denn im Nachhinein war es eine sehr interessante Lebenserzählung, teilweise sogar mit spannenden Verfolgungsjagden und gewitzten Lebensstrategien. Muk und sein Co-Autor Wandke spielen mit den Gegensätzen der eher elaborierten Erzählweise und dem Straßenleben der Neuköllner Jugendlichen. Dabei verfolgen sie einen durchaus politischen Ansatz: Wie engagiert sind die Lehrer? Was für Vorteile und Nachteile haben heterogene Schulen? Wie kann man sich motivieren, das eigene Leben zu ändern?

Das Buch richtet sich auf humorvolle Weise gegen Vorurteile gegen die „Bildungsverlierer“. Aber auch gegen den Standesdünkel in besseren Schulen und die Hoffnungslosigkeit der Lehrer in „Problembezirken“.

Das einzige, was mich teilweise gestört hat, war die übertriebene Aktualität der Kindheitserzählung.  An einigen Stellen dachte ich: Moment – das gab es 1998 noch gar nicht!

Fazit: Ein spannendes Buch über jemanden, der aus eigenem Antrieb sein Leben in die Hand genommen hat und zugleich ein Appell an Lehrer, Politiker und Gesellschaft, dass man die Entwicklung von Schülern auch als Einzelner beeinflussen kann.