Rezension

Spannender historischer Krimi

Die Begine und die Zauberin -

Die Begine und die Zauberin
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 5 Sternen

„...Als Micha vorsichtig durch das Fenster lugte, sah er eine Wöchnerin mit rotem Gesicht und eine junge Frau in bunten Gewändern, deren dunkles Haar zu einem Zopf gebunden war und bis zu den Hüften reichte...“

 

Nicht nur Micha fragt sich, wer die junge Frau ist. Auch Anna läuft sie an verschiedenen Orten in Ulm immer wieder über den Weg.

Die Autorin hat erneut einen fesselnden historischen Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.

Ich habe schnell alte Bekannte wiedergetroffen. Zwar ist Anna nun schwanger, das hält sie aber nicht ab, ihren alten Pflichten nachzugehen. Das Thema Selbstschutz hat sie dabei noch nicht verinnerlicht. Lazarus, ihr Mann, muss dies häufig feststellen.

Anna kümmert sich nicht nur um die Kranken im Spital, sondern geht auch regelmäßig mit ihren Arzneien ins Frauenhaus. An beiden Orten sterben immer wieder schwangere Frauen kurz vor der Entbindung. Das lässt Anna logischerweise keine Ruhe. Was hat die junge Frau damit zu tun, die mehrmals an Ort und Stelle war? Welche Rolle spielt der junge Arzt im Hospital?

Sehr gut werden die Zeitverhältnisse wiedergegeben. Jakob, Annas Bruder, ist Steuerherr. Der Job hat auch seine Schattenseiten.

 

„...Wer wiederholt nicht zahlte, dem wurde die Tür ausgehängt, bis die Forderung beglichen war. Vielfach wurden den Steuereintreibern Pfänder anstatt der Barzahlung übergeben...“

 

Gleichzeitig wird deutlich, wie rechtlos die Frauen im Frauenhaus sind. Der Wirt kassiert zwar für ihre Dienste, ist aber nicht bereit, brutalen Freiern die Türe zu weisen. Außerdem verhindert er nicht verbotene Praktiken. Natürlich legt sich Anna mit einem Freier an. Das hätte schief gehen können.

Mehrere Handlungsstränge knüpfen an das Geschehen des Vorgängerbandes an. Deshalb ist es hilfreich, wenn man den kennt.

Doch nicht nur die toten Frauen sorgen für Probleme. Im Spital grassiert eine Seuche, die vor allem die ärmeren Mitglieder befällt. Isolation und viel Trinken scheinen die einzigen möglichen Rezepte zu sein, um eine Ausbreitung und viele Tote zu verhindern.

Die Aufklärung des Falls endet mit einer Überraschung.

Im Nachwort trennt die Autorin Fakten von Phantasie.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin versteht es, historische Fakten in eine spannende Handlung zu betten und damit Geschichte lebendig zu machen.