Rezension

Spannender, lange nebulöser Thriller mit düsterer Atmosphäre und einem ungewöhnlichen Zusammenspiel von Staatsanwaltschaft und Polizei

Engelsschuld - Emelie Schepp

Engelsschuld
von Emelie Schepp

Bewertet mit 4 Sternen

In der schwedischen Stadt Norrköping ereignen sich in kurzen Abständen drei Morde, bei denen die Opfer bestialisch zugerichtet werden. Philip Engström ist ein Rettungssanitäter, der unter Medikamenteneinfluss 24-Stunden-Schichten ableistet, müde und unkonzentriert ist. Er ist jeweils als erstes am Tatort, kann jedoch nichts mehr für die schwer Verletzten tun. Ihm wird bewusst, dass er die Opfer kennt und fürchtet, dass er das nächste sein könnte, doch seine Vergangenheit hindert ihn daran, offen mit der Polizei zu sprechen. Diese vermutet einen Serienmörder hinter den Taten und stellt im Rahmen der Ermittlungen fest, dass sie früher in ein und demselben Krankenhaus gearbeitet haben. 

Staatsanwältin Jana Berzelius ist mit dem Fall betraut, hat jedoch noch mit Problemen aus einem früheren Fall zu kämpfen. Aufgrund von Tagebuchaufzeichnungen aus ihrer Vergangenheit, die in die falschen Hände geraten sind, hat sie sich erpressbar gemacht und ist deshalb gezwungen, Dinge zu tun, die einer Staatsanwältin nicht gut zu Gesicht stehen. Darüber hinaus ist ihre Mutter überraschend an einem Herzinfarkt gestorben und auch in diesem Fall ist Engström der Rettungssanitäter gewesen, der ihr Leben nicht hatte retten können. 

"Engelsschuld" ist Band 3 einer Reihe um die Staatsanwältin Jana Berzelius. Es ist ein Thriller, der sehr dynamisch aus wechselnden Perspektiven geschrieben ist. Die Szenenwechsel finden selbst innerhalb der Kapitel in kurzen Abständen statt, so dass es gerade zu Beginn des Romans schwierig ist, den Überblick über die einzelnen Figuren zu behalten. Zudem hat fast jeder Protagonist eine bewegte Vergangenheit oder private Probleme, die sein Handeln beeinflussen und mehrere Nebenhandlungen eröffnen. 

Hintergründe und Motiv für die Taten sind lange nebulös. Klar erscheint nur, dass der Täter seine Opfer bewusst quälen wollte. Durch den Aufbau des Thrillers mit diversen, lose verbundenen Handlungssträngen bleibt es spannend zu erfahren, wie diese letztlich zusammenhängen. Die gefühlskalt wirkende Staatsanwältin passt dabei gut zu der düsteren Stimmung des Schwedenkrimis, weckt allerdings keine Sympathien, sondern ist eine klassische Antiheldin. 

Auch wenn die Bände der Reihe unabhängig voneinander gelesen werden können, ist es grundsätzlich sinnvoll, die Reihenfolge einzuhalten, um eine Nähe zu den Protagonisten herzustellen und ihre Beweggründe für ihr Tun besser zu verstehen. Das ungewöhnliche Zusammenspiel von Ermittlern, Staatsanwaltschaft und scheinbar unbeteiligten Randfiguren fesselt jedoch bis zum Schluss, da die schnellen Perspektivwechsel immer wieder für Mini-Cliffhanger sorgen.