Rezension

Spannender Roman über Kunst und Familiengeheimnisse mit Bezug zu einer wahren Begebenheit

Sommernächte in Paris -

Sommernächte in Paris
von Karen Swan

Bewertet mit 4 Sternen

Flora ist Kunstagentin und lebt für die Kunst. Ständig jettet sie durch die Welt, um Kunstwerke auf Auktionen für die Kundschaft zu erwerben. Das ist ihre Welt und darin ist sie Expertin. Für ein Privatleben oder gar eine feste Beziehung bleibt ihr kaum Zeit.
Nun reist sie mit ihrem Chef nach Paris, um einen Auftrag anzunehmen. Die wohlhabende und bekannte Familie Vermeil hat ein Appartement geerbt, das seit über 70 Jahren niemand mehr betreten hat und das offenbar voller Kunstwerke ist. Flora soll als Expertin die Kunstwerke in Augenschein nehmen, einschätzen und deren Echtheit prüfen.
Was Flora und ihr Chef dann in der Wohnung vorfinden ist unglaublich. Mehrere hundert Gemälde und andere Kunst stauben dort seit langer Zeit ein, denn diese Wohnung hat seit dem 2. Weltkrieg niemand mehr betreten. Unter den Kunstwerken sind auch einige von hohem Wert, z. B. ein Renoir. Flora muss nun die Herkunft und Provenienz der Gemälde recherchieren, denn sonst sind sie praktisch wertlos.
Dabei stößt sie auf ein Geheimnis, das nicht nur sie selbst sondern auch die Familie Vermeil in ein emotionales Chaos stürzt, das auch das Ansehen der Familie verändern kann.

Karen Swan hat sich hier eine wahre Begebenheit als Vorlage für ihre Geschichte ausgesucht. Vor einigen Jahren wurde in Paris tatsächlich ein Appartement entdeckt, dass seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr geöffnet worden war. Im Internet finden sich Berichte dazu. Wie sie in ihrer Danksagung schreibt, war sie davon so fasziniert, dass sie sich fragte, wer da von den Umständen im Krieg gezwungen wurde, das Appartement aufzugeben. Aber warum kehrte nie jemand nach dem Krieg wieder zurück und warum?
Sie erläutert dann noch wo die Tatsachen enden und wo ihre Fiktion beginnt. Auf jeden Fall hat sie zu den berührten Themen sehr intensiv und gründlich recherchiert.

Floras Recherchen zu den Gemälden, besonders dem Renoir, sind schwierig, komplex und auch sehr spannend.
Dabei deckt sie allerlei Geheimnisse auf, die im Besonderen ihre Auftraggeber betreffen. Der Sohn der Familie, Xavier, steht Flora zunächst sehr ablehnend gegenüber aber dann sprühen zwischen den beiden die Funken. Ich dachte, nun entwickelt sich die Handlung eher zum Liebesroman aber erneute Wendungen und weitere Familiengeheimnisse lassen die Spannung rasant wieder ansteigen.

Flora ist eine sympathische Protagonistin, die ihr Leben ihrem Beruf komplett unterordnet. Auszeiten nimmt sie sich bei guten Freunden. In großer Sorge ist sie wegen ihres Bruders, der ein schwerwiegendes Problem hat. Darüber erfährt man als Leser vieles aus Telefongesprächen zwischen Flora und ihrem Bruder. Hier entsteht praktisch ein weiterer Handlungsstrang, der am Ende auch aufgelöst wird.

Das Setting in Paris, wo das Appartement gefunden wird, ist gut gewählt. Karen Swan vermittelt viel Pariser Flair und beschreibt etliche Örtlichkeiten detailliert. Es gibt aber zwischenzeitlich auch einen Ortswechsel ans Meer, wo sich dann neben der Spannung noch ein schönes Sommergefühl einstellt.

„Sommernächte in Paris“ ist kein leichter Sommerroman, sondern thematisiert neben der Kunst wahre, tragische Ereignisse des 2. Weltkriegs verbunden mit einer Liebesgeschichte. Gut gefallen hat mir, dass sich die Romanze mehr im Hintergrund hält und die spannende und gut recherchierte Handlung nur ergänzt.
Die komplexe Story und interessante Themen haben mich gut unterhalten!

Fazit: 4 von 5 Sternen

 

 

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