Rezension

Spannender Thriller mit viel Potenzial, das leider nicht durchgängig genutzt wird

Angels Fall - Susanne Leuders

Angels Fall
von Susanne Leuders

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Amelie rebelliert gegen die Welt und besonders ihr Elternhaus. Nach dem Tod ihres Bruders wurde ihr die wichtigste Person in ihrem Leben genommen und ihre Eltern begegnen ihr mit ablehnender Kühle. Den einzigen Trost findet sie in Striker, mit dem sie im Internet chattet. Obwohl ein Treffen in Erwägung gezogen wird, hat sie zu sehr Angst, diese einzige Freundschaft zu verlieren. Doch dann wird vor ihren Augen jemand mitten in der Nacht zusammengeschlagen - und zu ihrer Überraschung kennt sie die Person ... aber was hat diese damit zu tun gehabt? 

Meine Meinung:

Gleich zu Beginn lernen wir sehr eindrucksvoll Amelie aka Amy aka Angel kennen, bzw. wie kaputt sie ist. Durch den Tod ihres Bruders und die Abweisung ihrer Eltern hat sie da auch durchaus einen Grund für. Gut, ihr Hang dafür, sich zu betrinken und dann bei Wildfremden im Bett zu landen, ist vielleicht weniger sympathisch, aber letztendlich ist sie doch nur allein und verletzlich.
Alles in allem ist sie aber auch ein starker Charakter, der niemanden leicht an sich heranlässt, außerdem eine Kampfsportart lernt und schroff und abweisend reagiert, wenn jemand sie anspricht. Ganz im Sinne harte Schale, weicher Kern. Sie weiß sich zu wehren, sei es verbal oder körperlich, ist mutig und direkt. Auch das trug dazu bei, dass ich sie mochte.

Im Verlaufe der Handlung stellte sich allerdings heraus, dass ich mit der Erzählweise nicht ganz zurechtkam. Es wirkte auf mich, als bestünde das Buch aus zersplitterten Fragmenten der eigentlichen Geschichte, denen teilweise die Verbindung fehlten. Dieser Eindruck entstand vor allem durch die vielen Zeitsprünge. Dann hat die Autorin Spannung aufgebaut, die Szene endet im Höhepunkt, man blättert gefesselt um - und findet einen Zeitsprung von vier Monaten wieder, der dann natürlich die Spannung wieder runterschraubt. Teilweise werden so potenziell spannende Szenen auch einfach nur in einem Nebensatz oder knappen Rückblenden erwähnt. Vor allem gehen so einige Entwicklungen unter, sodass die Handlung der Charaktere ihre Nachvollziehbarkeit verloren und ich teilweise ein wenig verwirrt war. Somit verlor ich zwischendurch auch ein wenig den Bezug zu der Story.
Dabei hat diese durchaus Potenzial. Die Idee mag nicht ganz neu sein, ist aber düster und fesselnd. Zwar hatte ich anfangs noch nicht das Gefühl, einen Thriller vor mir zu haben, das änderte sich aber mit steigender Seitenzahl und vor allem gegen Ende vermochte das Buch sogar wirklich fesselnd zu werden. Auch wenn ich schon meine Vermutungen hatte, sind die Zusammenhänge doch gelungen.

Die Charaktere entpuppen sich als vielschichtig, nicht immer eindeutig gut oder böse, sondern oft mit guten wie schlechten Seiten. Dabei wird sich auf wenige Charaktere beschränkt, Nebenfiguren bleiben eher blass und werden nur angerissen, das Hauptaugenmerk liegt auf den wichtigen.
Bei Amelie kamen die Entwicklungen durch die erwähnten Sprünge nicht immer ganz bei mir an. Zwischendurch gibt es kurze Absätze, die fast philosophisch anmuten und dem Ganzen eine nachdenkliche, manchmal aber auch vorausahnende Tendenz geben.

Fazit: Spannender Thriller mit viel Potenzial und vielschichtigen Charakteren, leider aber auch mit einigen Zeitsprüngen, die Entwicklungen unterschlagen