Rezension

Spannung gepaart mit Gruselmomenten

Schlaf nicht ein - Michelle Harrison

Schlaf nicht ein
von Michelle Harrison

Bewertet mit 4 Sternen

Die Aufmachung von "Schlaf nicht ein" ist einfach ein Hingucker. Das geheimnisvolle Cover mit dem milchig-transparenten Schutzumschlag versprach eine geisterhafte Mysterygeschichte zu werden. Und schon nach den ersten Sätzen bekommt man dafür die Bestätigung, denn Michelle Harrison steigt gleich mit einem Spukmoment ein und so lernen wir Elliotts Problem, Fluch oder gar Begabung (?) kennen. Schon seit längerer Zeit versucht er wach zu bleiben, da er seit seinem Unfall im Schlaf Schattengestalten sieht und zum Teil sogar ausserkörperliche Erfahrungen macht, was ihn sehr ängstigt.

So lernen wir einen zermürbten, verängstigen Protagonisten kennnen, der nur noch der Schatten seiner selbst ist. Früher war er so wie sein Bruder Adam: attraktiv und beliebt.

Äusserst spannend finde ich die Tatsache, dass vor allem im ersten Drittel der Geschichte fast ausschliesslich Männer im Mittelpunkt der Geschichte stehen: Elliott, sein Bruder Adam und ihr Vater. Dies ist bei Jugendbücher immer seltener der Fall, um so erfrischender habe ich diesen Aspekt empfunden.

Geister, Spuk und auch Astralreisen sind nicht neu in Jugendbücher, aber Michelle Harrison ist die Sache von einem sehr interessanten Gesichtspunkt angegangen. Sie bindet einige Fachausdrücke mit ein und versucht eine Erklärung dafür zu finden. Zudem schildert sie diese ausserkörperlichen Erfahrungen und die beängstigende Schlafstarre so eindrücklich, dass man sich selber manchmal kaum mehr zu rühren wagt.

Durch den personalen Erzählstil ist man noch näher an Elliott dran und leidet mit ihm mit, so dass einem beim Lesen selber ab und zu ein Schauer über den Rücken läuft.

Erst später trifft Elliott auf Ophelia, die auch einen wichtigen Part spielt. Sie ist ein sehr interessanter Charakter. Zuerst sehr speziell, eher abweisend und undurchschaubar. Erst nach und nach bekommt ihre Fassade Risse und man kann einen Blick dahinter werfen. Sie bringt die nötige Würze mit ins Spiel und weiss auch Überraschungmomente hervorzuzaubern, so dass die Geschichte immer wieder an Fahrt gewinnt. Zwischendurch schweift die Autorin nämlich doch gerne ein bisschen aus.

Mich konnte "Schlaf nicht ein" faszinieren und mit einer stetig ansteigenden Spannung und vielen Gruselmomenten tatsächlich vom Schlafen abhalten, denn ich wollte einfach wissen, was dahinter steckt ....
Und es ist auch einfach wieder einmal toll, einen schön abgeschlossenen Einzelband zu lesen, ohne nach dem Zuklappen des Buches auf die Fortsetzung warten zu müssen.

Fazit:
"Schlaf nicht ein" entwickelt im Laufe der Geschichte immer mehr Spannung und übt auf den Leser eine gewisse Faszination aus. Zusammen mit gezielt gestreuten Gruselmomenten, lässt das Buch wirklich nicht mehr an Schlaf denken ....